26. Juni 2019 (aktualisiert am 12. Mai 2021) Erstellt von Viktoria Szostakowsi Arbeitsleben
Man kennt es noch aus der Schulzeit: Hitzefrei. In Anbetracht der hohen Temperaturen der letzten Wochen ist Hitzefrei ein sehr schöner, aber auch nostalgischer Gedanke. Schließlich rauben uns schwitzige Tage und schlaflose Nächte viel Energie, die uns dann im Büro fehlt. Es wächst die Sehnsucht nach Urlaub und Erholung. Doch ab wann gibt es im Büro eigentlich Hitzefrei? Beziehungsweise: Gibt es überhaupt sowas wie Hitzefrei im Büro?
Grundsätzlich darf der Arbeitgeber frei entscheiden, ob er seinen Angestellten mit Hitzefrei beschert; er ist aber nicht dazu verpflichtet. Laut der Arbeitsstättenrichtlinie darf die Raumtemperatur in Arbeitsräumen nicht mehr 26 Grad betragen, gleichzeitig gelten bei Ausnahmefällen – wie eben besonders heiße Sommertage - Raumtemperaturen bis zu 35 Grad als zumutbar.
Aber auch der Arbeitnehmer hat seine Rechte. So steht es ihm zu, von seinem Arbeitgeber einen kühlen Raum zu verlangen – beziehungsweise Hitzefrei zu beantragen, wenn der Arbeitgeber nicht in Lage ist, eine angenehme und arbeitsfreundliche Arbeitsatmosphäre zu gewährleisten. Wird der Grenzwert von 35 Grad Lufttemperatur im Büro überschritten und gibt es keine Möglichkeit, die Temperatur zu reduzieren, dürfen Arbeitnehmer nicht beschäftigt werden. Arbeitnehmer haben aber nicht das Recht, sich einfach selbst Hitzefrei zu nehmen.
Es gibt jedoch auch Punkte, die genauer reguliert sind und auf die sich Arbeitnehmer unbedingt berufen sollten. Jens Niehl, Fachanwalt für Arbeitsrecht, hat dazu die wichtigsten Fragen bezüglich Hochsommer im Büro beantwortet:
Dem Arbeitgeber steht es zu, eine angemessene Kleiderordnung zu verlangen bzw. ist je nach Tätigkeitsfeld bestimmte Arbeitskleidung vorgeschrieben. In solchen Fällen ist der Arbeitnehmer verpflichtet diese Anordnungen zu befolgen. Er muss sonst mit Sanktionen, wie beispielsweise einer Abmahnung, rechnen.
Es ist durchaus sinnvoll die Kleiderordnung bei großer Hitze zu lockern, ein Recht auf Freizeitkleidung bei Temperaturen über 30 Grad gibt es jedoch nicht.
Da der Chef für die Stromkosten als auch die Sicherheit am Arbeitsplatz aufkommen muss, ergibt es Sinn, dass Sie, bevor Sie einen Ventilator aufstellen, es rechtlich gesehen erst mit ihrem Chef absprechen müssen. Schließlich zählt ein Ventilator als technisches Gerät, welches eine potenzielle Gefahrenquelle sein könnte.
Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet für eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Die Überschreitung von 35 Grad am Arbeitsplatz bedeutet, dass der Arbeitsraum nicht mehr für das Arbeiten geeignet ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie zwangsläufig einen Tag frei bekommen. Stattdessen kann Ihr Chef, sofern er Maßnahmen zur Reduzierung der Raumtemperatur umsetzt, Sie dazu auffordern weiter zu arbeiten.
Es gibt sowohl Konsequenzen für den Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, wenn beide sich nicht an die gesetzlichen Vorschriften halten.
Da Arbeitgeber rechtlich verpflichtet sind, für die Sicherheit des Arbeitsnehmers zu sorgen, muss dieser mit einem Bußgeld von bis zu 5000€ oder in Extremfällen mit einem Verfahren wegen (fahrlässiger) Körperverletzung rechnen, wenn die Sicherheit in Bezug auf Leben und Gesundheit nicht sichergestellt wird.
Hohe Sommertemperaturen haben keine Auswirkungen auf das geltende Arbeitsrecht (sofern die Grenzwerte nicht überschritten sind). Sollte ein Arbeitnehmer gegen die Anweisungen des Chefs verstoßen, drohen für ihn die gleichen Konsequenzen wie bei einem Verstoßen unter üblichen Arbeitsbedingungen: nämlich eine Abmahnung, Kündigung oder auch die Kürzung der Vergütung.
Auch wenn die Nachricht jetzt vielleicht für einige ernüchternd war und Hitzefrei eine schöne Kindheitserinnerung bleibt, gibt es Mittel, wie man sich auch im Büro am Sommer und den ersten Sonnenstahlen erfreuen kann.
Holen sie sich den Sommer ins Büro. Mit den richtigen Accessoires wie Postkarten, Blumen und Postern kann Ihr Büro gleich gemütlicher und freundlicher sein.
Bei dem ganzen Meckern und Beschweren vergessen wir oft, dass wir ja nicht alleine mit unseren Hitze-Qualen sind. Auch ihre Arbeitskollegen im Büro sehnen sich sicherlich nach Strand und Meer und würden gerne dem hitzigen Schreibtisch entfliehen. Daher sollten Sie sich zusammentun und das Beste draus machen. Verbringen Sie doch mal die Pause gemeinsam draußen im Grünen und motivieren sie sich gegenseitig den Arbeitsalltag zu überstehen.
Welche bessere Abkühlung gibt es als Eis? Deswegen sollten Sie dringend Ihr Eisfach füllen. Und nicht nur das: Eis kann durchaus motivierend sein, um unliebsame Aufgaben zu erledigen. Zudem sorgt es Urlaubs- und Sommerstimmung. Das gleiche verspricht auch ein kühles Feierabendbier: Kühlen Sie für später ein paar Flaschen Bier, sodass der Feierabend gemeinsam mit Ihren Kollegen noch viel schöner und erfrischender sein kann.
Sie hören beim Arbeiten gerne Musik? Dann hören Sie doch mal Sommerhits! Das weckt gute Laune und Motivation, mit der Sie ihre Arbeit gut gelaunt und schnell erledigen können. Einfach Kopfhörer auf und die Sommer-Playlist laufen lassen!
Wenn Sie ihre Arbeitszeit flexibel gestalten können oder sogar die Möglichkeit auf Home Office haben, verlegen Sie Ihre Arbeitszeit auf den frühen Morgen. Der Vorteil hierbei? Sie umgehen die heißen Mittagsstunden und haben mehr Zeit um die Sonnenstrahlen in Ihrer Freizeit zu genießen. Schließlich fällt es uns im Sommer leichter morgens aus dem Bett zu kommen. Erinnern Sie sich doch mal an den tristen Winter, wenn Sie im Dunkeln das Haus verlassen und auch im Dunkeln heimkehren. In dem Punkt ist der Sommer viel freundlicher.
Frische Luft lässt uns klarer denken und macht auch bessere Laune. Deswegen sollten Sie versuchen möglichst viel davon abzubekommen. Starten Sie den Tag doch so, indem dass Sie mal aufs Fahrrad steigen und zur Arbeit radeln. Auch die Mittagspause sollten sie effizient nutzen und mal die Höhlen ihres Büros verlassen: Packen Sie Ihre Decke, Snacks und Getränke und verlagern Sie die Mittagspause ins Freie!