19. Februar 2019 (aktualisiert am 27. April 2022) Erstellt von Viktoria Szostakowski Arbeitsleben
Was in Skandinavien oder in den USA schon gang und gebe ist, ist in Deutschland noch ein großer Streitpunkt: das Home Office. Obwohl sich jeder Dritte der Beschäftigten in Deutschland die Möglichkeit von Home Office wünscht, nutzen es im Arbeitsalltag doch nur Wenige. Das von der SPD nun geforderte Recht auf Home Office könnte dies ändern.
Ausgeschlafen, in Jogginghose und mit einer Schüssel Müsli in der Hand vor dem Laptop den Arbeitstag beginnen – klingt doch viel bequemer als morgens vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden und ins Büro zu hetzen. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach Home Office steigt. Das Problem hierbei ist aber die rechtliche Grauzone, in der sich das Konzept Home Office bewegt. Viele Arbeitsverträge und Vereinbarungen sind lückenhaft und legen keine eindeutigen Regelungen zum Thema Home Office fest. In Anbetracht dieser Problematik könnte man meinen, dass das von der SPD vorgelegte Strategiepapier, in dem ein gesetzlicher Anspruch auf Home Office und mobiles Arbeiten festgehalten ist, sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehr entgegen kommt. Doch Kritiker lassen nicht lange auf sich warten.
Die Sozialwissenschaftlerin Yvonne Lott sieht beim Konzept Home Office fatale Nachteile, sofern einige Punkte nicht klar festgelegt sind. Home Office kann laut Lott dazu führen, dass die Grenze zwischen Privat und Arbeit immer weiter verschwimmt und man abends nicht mehr abschalten kann. Das Selbstbestimmen der Arbeitszeiten als auch dessen unvorhersehbare kurzfristige Änderungen vom Arbeitgeber tragen zur Unsicherheit bei. Die Folge davon ist, dass Arbeitnehmer, die im Home Office arbeiten, eher dazu tendieren Überstunden zu machen und versuchen, trotz Abwesenheit im Büro, ein gutes Bild von sich zu hinterlassen. Um dagegen zu wirken, sagt Lott, ist es für gelingendes Home Office unverzichtbar, zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genug Personal und Vertretungsregeln sicherzustellen.
In jungen Agenturen und Unternehmen scheinen die von Lott genannten Voraussetzungen schon längst angekommen zu sein. Home Office ist hier kein Problem, sondern Teil des Tagesgeschäfts. Laut Rckt-Geschäftsführer Nils Seger geht es dabei, dass Mitarbeiter und Unternehmen einen gemeinsamen Weg finden, wie alternative Arbeitskonzepte wie in diesem Beispiel Home Office für beide am besten funktionieren. So kann es für beide als vielversprechend und bereichernd ergeben. Als Konsequenz daraus, hat die Digitalagentur Rckt beschlossen den Freitag als Home Office-Tag festzulegen – und das funktioniert so schon seit drei Jahren. Seger sieht in Home Office und anderen modernen Arbeitskonzepten die Notwendigkeit, „Job-Beschreibungen so individuell […] wie die Lebensmodelle der Menschen“ zu gestalten.
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Stimmt man Segers Aussage zu, dass Arbeitskonzepte individuell zu gestalten sind, erscheint SPDs Vorschlag zur gesetzlichen Regelung von Home Office kontraproduktiv. Laut Ronald Focken, Geschäftsführer der Serviceplan-Gruppe, sogar „völlig absurd“. Er sagt: „Die Grundlage für Home Office ist die Vertrauensarbeitszeit und die hohe Loyalität der Mitarbeiter“. Demnach ist ein richtiges Arbeitsklima und Mitarbeiterverhältnis voraussetzend für alternative Arbeitskonzepte und keine gesetzliche Regelung.
Wir sollten anfangen Digitalisierung als Entlastung im Arbeitsalltag zu nutzen und überlegen wie der Einsatz von digitalen Mitteln auch andere Arbeitsfelder, die für Home Office nicht in Frage kommen, auf andere Weise unterstützen kann. "Die Debatte um die Zukunft der Arbeit umfasst mehr als Home Office allein." (Seger). Thomas Kabke-Sommers, Geschäftsführer von Crossplan, Fazit zu SPDs Vorschlag trifft den Nagel auf den Kopf: „Die alte Tante SPD hängt aber auch bei jedem Thema hinterher.“.