26. März 2020 (aktualisiert am 02. August 2023) Erstellt von Viktoria Szostakowski Arbeitsleben
Die Corona-Krise bedeutet in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für Unternehmen und deren Bestehen. Während die Führungsetagen mit den Zahlen jonglieren und versuchen, glimpflich durch die schwere Zeit zu kommen, erleben auch Angestellte enorme Veränderungen und müssen sich unter den neuen Umständen umorientieren. Denn für viele gelten jetzt neue Maßnahmen, wie das Arbeiten im Home Office oder eine Vertragsänderung auf Kurzarbeit, und somit nicht nur eine neue Arbeits-, sondern in vielen Fällen auch eine neue Lebenssituation.
Die aktuelle Krise zwingt viele Unternehmen, Notfallpläne zu entwickeln, Kosten zu sparen und Alternativen zum Überstehen der Krise zu entwickeln. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Herausforderung, die deutsche Unternehmen betrifft, sondern das globale Wirtschaftsnetz und somit das Bestehen zahlreicher Wirtschaftsketten, dessen Wegbrechen eine Bedrohung für die gesamte Welt bedeuten könnte. Die Gesundheitskrise hat sich schon längst zu einer Wirtschaftskrise entwickelt und legt das gesamte öffentliche Leben lahm.
Beim Kampf ums wirtschaftliche Überleben gerät jedoch ein wichtiger Bestandteil in den Hintergrund: die Mitarbeiter. Auch diese stehen vor neuen Herausforderungen und Problemen, die es zu meistern gilt. Es haben sich neue Ängste und Probleme herausgebildet, für die es keine direkte Antwort oder Hilfe gibt. Die Gemüter zahlreicher Arbeitnehmer sind von Existenzängsten geplagt, während neue Arbeits- und Lebensumstände entsprechendes Management und Bewältigungspotenzial beanspruchen.
Das Arbeiten im eigenen Zuhause ist für manche noch Neuland. Für andere, die das Home Office bereits kennen, stellen die Umstände unter der Corona-Krise aber ebenfalls eine neue Situation dar. Das New Work Konzept Home Office galt bisher als zukunftsgewandte Bereicherung des Arbeitsalltags. Aus der Umfrage von YouGov vom 20. bis zum 23. März 2020 geht jedoch hervor, dass ein Großteil der Befragten das Arbeiten im Home Office negativ bewerten. Lediglich 30 Prozent der Befragten sehen keine negativen Aspekte bezüglich des Konzepts Home Office.
Bei dem meist genannten Aspekt, der das Arbeiten im Home Office negativ beeinflusst, handelt es sich um die Vermischung aus Beruflichem und Privatem (31 Prozent). Das Berufliche und Private fallen auf neue Art und Weise zusammen und sind nicht mehr klar zu unterscheiden. Das liegt vor allem daran, da es sich nun nicht mehr um einen kurzweiligen Luxus, sondern um den jetzt geltenden Arbeitsalltag handelt und die Rückkehr in die gewohnte Arbeitsroutine nicht absehbar ist. Als Störfaktor wurde die private Umgebung zuhause, beispielsweise die Familie oder Externe wie Postboten, (12 Prozent), die Betreuung der Kinder (6 Prozent) und die Anwesenheit des Partners (5 Prozent) genannt.
Insbesondere Arbeitnehmer mit Kindern stehen vor einer besonderen Herausforderung, da seit der Schul- und Kindergartenschließung am 13. März der Arbeitsplatz und Spielplatz in einem Raum aufeinandertreffen. So sind einige Arbeitnehmer damit beschäftigt, sowohl die Büroarbeit, den Haushalt als auch die Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Diese Situation stellt jedoch nicht nur eine Belastungsprobe für die Eltern, sondern auch für die Kinder da, da sie auf Freizeitaktivitäten, soziale Kontakt und bestimmte Strukturen aus der Schule oder dem Kindergarten verzichten müssen.
Längere Zeit im Home Office und absichtlicher sozialer Rückzug kann sich nach bestimmter Zeit durchaus zu einer gefährlichen psychischen Belastung entwickeln und ein Gefühl der absoluten sozialen Isolation hervorrufen. Zudem geben 28 Prozent der Befragten an, dass die Arbeit im Home Office die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen erschwert. Daraus lässt sich ableiten, dass Projekte nun nicht mehr so einfach zu realisieren sind, der Austausch unter Kollegen leidet, der Teamgeist abnimmt und die Gefahr besteht, dass gemeinsames Arbeiten im Team wie gewohnt nicht mehr stattfinden kann.
Diese Gefahr besteht jedoch nicht nur für Menschen, die in einem Ein-Person-Haushalt leben, sondern die aktuelle Krise betrifft auch „aufeinander hockende“ Paare oder Familien als auch Menschen, die in sog. systemrelevanten Berufen tätig und somit hohem Druck und Stress ausgesetzt sind. Eine solche Dauerbelastung führt zu hohem Ausstoß an Stresshormone und somit zu gesundheitlichen Schäden und Immunsuppression. Erdrückende Zeiten wie diese benötigen aber ein starkes und widerstandsfähiges Immunsystem, weshalb wir durch entsprechende Ablenkung, die Vermeidung schlechter Nachrichten und das Hegen positive Gedanken unsere Resistenz bewusst stärken sollten.
Home Office bedeutet zwar Schutz vor dem Corona-Virus, jedoch keinen Schutz vor anderen körperlichen Beschwerden. Wer längere Zeit Zuhause arbeitet, bewegt sich automatisch weniger und gefährdet somit seine körperliche Fitness und Gesundheit. Führende deutsche Sport- und Bewegungsmediziner warnen vor gesundheitlichen Langzeitschäden, wie einer Gewichtszunahme, einem vermehrten Konsum von Alkohol oder Tabak und der somit bestehenden Gefahr eines Herzinfarkts.
Reer, Leiter der Abteilung Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg, warnt vor verschärften Ausgangssperren:
„Denn dann könnte es dazu kommen, dass viele nicht an Covid-19 sterben, aber vielleicht an einem Herzinfarkt, der durch die Folgen von Bewegungsmangel erst manifest wird. Es darf nicht passieren, dass man Menschen vor einem Risiko schützen will und sie zugleich einem anderen aussetzt.“
Es wird empfohlen, regelmäßige Bewegungspausen und Streckungsübungen während der Arbeitszeit einzuführen, einen Spaziergang an der frischen Luft zur Feierabendroutine zu machen und im Allgemeinen auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten.
In dieser Ausnahmesituation ist es sehr wichtig, dass Sie auf Ihr eigenes Wohlbefinden als auch das Ihrer Kolleginnen und Kollegen achten. Die psychische und physische Gesundheit darf unter den aktuellen Umständen nicht leiden und sollte besondere Aufmerksamkeit genießen.
Achten Sie auf einen regelmäßigen Austausch mit Ihrem Team. Dies begünstigt nicht nur die Arbeitsprozesse, sondern stärkt die soziale Interaktion. Versuchen Sie sich nicht nur über den Job und noch ausstehende Aufgaben auszutauschen. Richten Sie „virtual coffee breaks“ ein und führen Sie weiterhin kleine Pausen und Small Talk mit Ihren Kollegen. Das hält Routinen am Leben und sorgt für ein positiveres Arbeitsklima und schafft das Gefühl sozialer Isolation ein Stück weit ab.
Damit das Unternehmen auch unter solch besonderen Umständen erfolgreich sein kann, muss auch die Kommunikation zwischen der Chefetage und den Mitarbeiter richtig gestaltet und gelenkt werden. Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch, Gründer der Unternehmungsberatung „Esch. The Brand Consultants“ und Universitätsprofessor an der EBS Universität, hat dazu ein Maßnahmenpaket für bessere Mitarbeiterkommunikation formuliert. Er betont, dass die Geschäftsführung sich verständnisvoll zeigen soll, besonders die interne Kommunikation pflegen und so die Zuversicht und Motivation seiner Mitarbeiter aufrecht erhalten soll.