18. Juni 2018 (aktualisiert am 13. Juli 2023) Erstellt von Melanie Heß Arbeitsleben
Aktuelle Statistiken zeigen fast schon erschreckende Werte für Deutsche Spitzen-Unternehmen: In den Vorständen der DAX-30-Unternehmen liegt die Frauenquote gerade einmal bei 12,1%. Damit ist Deutschland mit Ländern wie Indien oder der Türkei zu vergleichen. Im Vergleich zum Jahr 2017 ist der Frauenanteil in deutschen Vorständen somit sogar gesunken, der damalige Wert lag bei 13%.
Dass das anders laufen kann zeigen Länder wie Schweden, in denen der Prozentsatz ungefähr doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Im Jahr 2016 wurde in Deutschland eine Frauenquote von 30% in den Aufsichtsräten eingeführt, und diese zeigte auch ihre Wirkung. Die Vorstände sind davon jedoch nicht betroffen. Für ein vergleichsweise fortschrittliches und modernes Land sind das Ergebnisse, die Fragen aufwerfen. Denn eigentlich sind Frauen hier doch gleichberechtigt und werden ernst genommen, oder?
In Großbritannien wurde von der Hampton-Alexander Review eine Umfrage durchgeführt. Dazu wurden Vorstandsmitglieder und Manager gefragt, wieso diese keine Frauen in den hohen Positionen beschäftigen. Die Antworten wurden teilweise in Form von Zitaten gesammelt. Darunter befinden sich Antworten wie diese:
„Ich glaube nicht, dass Frauen gut in die Vorstandsumgebung reinpassen“
oder
„Die meisten Frauen wollen sich dem Stress und dem Druck nicht aussetzen.“
Natürlich sind das extreme Beispiele. Sie zeigen aber zumindest, dass Vorurteile und eine ablehnende Haltung Frauen gegenüber etwas ist, dass bis heute in den Köpfen vieler Menschen verankert ist. Den meisten fällt selbst vielleicht gar nicht auf, dass solche Meinungen diskriminierend sind. Unternehmen die Frauen in Führungspositionen in so einer Form ablehnen wirken teilweise festgefahren. Für die zukünftige Arbeitswelt sind das unvorstellbare Zustände. Aber es gibt auch andere Beispiele und Unternehmen, die sich um ausgewogene Verhältnisse bemühen.
Das Magazin t3n stellt die Datenbank „Startupspot Female Founders“ vor und das unter dem Header:
„Es gibt mehr Gründerinnen als wir glauben“
In der Datenbank werden Startups aufgeführt, in denen ein weibliches Gründungsmitglied mitgewirkt hat. Bisher sind mehr als 300 Startups aufgelistet. Außerdem kann man einsehen wie viele Mitarbeiter die jeweiligen Startups haben und in welcher Branche diese tätig sind. Ziel des Projekts ist es Gründerinnen zum Vorbild zu machen und allen Menschen ins Gedächtnis zu rufen, dass es eben nicht normal ist, dass die Chefetagen von Männern dominiert werden.
Nicht nur in Führungspositionen fehlen Frauen, in manchen Branchen wie der IT sind sie teilweise gar nicht anzutreffen. Und das obwohl es fast schon paradox ist, dass die Technikbranche so fortschrittliche Technologien hervorbringt, in anderen Bereichen aber offensichtlich noch der Zeit hinterherhinkt. Dabei zeigt sich in Unternehmen, in denen mehr Frauen arbeiten, dass das sehr positive Auswirkungen auf verschiedene Bereiche haben kann. Viele Unternehmen, die in den letzten Jahren eine höhere Frauenquote in Aufsichtsräten erreicht haben, können deutliche wirtschaftliche Erfolge nachweisen. Außerdem ist oft die Rede vom Hinzukommen einer „Humanistischen Komponente“ in der Wirtschaft, da bei einer höheren Diversität gleichzeitig eine größere Anzahl von verschiedenen Werten in einem Unternehmen wichtig werden. Das kann auch bei der Entwicklung von Produkten hilfreich sein, da neue Perspektiven gewonnen werden, die bei der Optimierung helfen können. Aber auch auf zwischenmenschlicher Ebene hat eine höherer Diversität Vorteile. Es zeigt sich zum Beispiel, dass Frauen sich in Ihrem Job wohler fühlen, wenn auch andere Frauen dort beschäftigt sind, vor allem dann, wenn eine Frau in einer höheren Position als Ansprechpartnerin erreichbar ist.
Vorurteile sind hartnäckig. Das zeigt sich auch bei der Anzahl an Frauen in Führungspositionen oder beispielsweise in der Technikbranche. Um daran etwas zu ändern braucht es verschiedene Dinge. Zum einen müssen Vorurteile als solche auch erkannt werden. Nur dann kann sich eine solche Einstellung auch ändern. Zum anderen muss das Selbstbewusstsein von vielen Frauen gestärkt werden. Manche können zwar mit den Umständen umgehen, bei anderen lösen diese Vorurteile jedoch Selbstzweifel und Ängste aus. Das kann ein Grund dafür sein, dass Frauen sich auch deutlich seltener überhaupt erst in Führungspositionen bewerben. Schon im Kindesalter, das heißt schon in der Schule müssen sowohl Jungs als auch Mädchen für das Thema sensibilisiert und gefördert werden.