11. Februar 2019 (aktualisiert am 23. September 2021) Erstellt von Viktoria Szostakowski Digitalisierung
Im Mai 2018 stellte Google auf der Entwicklungskonferenz I/O eines ihrer neuesten Projekte vor: Google Duplex. Damit soll es Nutzern künftig möglich sein, zeitraubende Telefonate, wie Terminreservierungen beim Friseur oder Tischreservierungen im Restaurant, von Googles neuer künstlichen Intelligenz übernehmen zu lassen. Wird Google Duplex uns eine Hilfe im Alltag sein oder stehen dieser Idee doch mehr Hindernisse im Weg als gedacht?
Das von Google-Chef Sundar Pichai demonstrierte Video zu Google Duplex auf der Entwicklungskonferenz I/O zeigt ein aufgezeichnetes Telefongespräch zwischen Mensch und Maschine; beide Stimmen so authentisch, dass es schwer zu unterschieden ist, bei welcher der beiden es sich um die Stimme einer künstlichen Intelligenz handelt. Die KI reagiert auf Gegenfragen, macht scheinbare Denkpausen, spricht deutlich und betont und gibt sogar Murmeln wie „Mhm“ von sich – insgesamt eine täuschend echte Menschenstimme.
Das Ziel von Google Duplex ist es den Google Assistent weiterzuentwickeln, damit dieser im Alltag seinem Benutzer noch hilfreicher ist. Google Duplex soll dazu dienen bestimmte Anrufe, wie zum Beispiel Terminbuchungen beim Friseur, Tischreservierungen im Restaurant oder Fragen nach den Öffnungszeiten, zu übernehmen und dem Nutzer seinen Alltag erleichtern. Das alles soll so geschehen, dass der Nutzer per Sprachbefehl Googles neue künstliche Intelligenz dazu auffordert, einen Anruf zu tätigen. Daraufhin sucht die KI selbstständig die Telefonnummer raus, ruft unter dieser an und vereinbart mit dem Menschen am anderen Ende einen Termin, welcher schließlich von Duplex im Kalender des Nutzers notiert wird.
Im Herbst vergangenen Jahres war eine Nutzerdemo zur Tischreservierung in Restaurants für Google-Pixel-Smartphone Besitzer in einigen US-Staaten zugänglich. Interessant ist, dass Google bereits aus rechtlichen als auch ethischen Gründen hier einige Eingriffe vorgenommen hat, um die Nutzung seitens des Google Duplex Nutzers als auch seitens von Restaurantbesitzern zu optimieren:
Um mulmige Gefühle beim Abheben des Telefons, ob sich hinter dem Anruf ein Mensch oder eine KI verbirgt, zu vermeiden, stellt sich Google Duplex zu Anfang des Gesprächs als Google-Bot vor.
Liegt eine entsprechende Gesetzeslage in dem jeweiligen US-Staat vor, muss Google Duplex darauf hinweisen, dass das Gespräch aufgenommen wird. Ist der Angerufene damit nicht einverstanden, kann er das Gespräch ablehnen und wird entweder an den Pixel-Besitzer weitergeleitet oder kann das Gespräch auch beenden.
Lediglich Restaurants, die ihre Reservierungsdaten in Google My Business oder auf deren Website hinterlegt haben, können von Googles KI erreicht werden. Ebenfalls haben Restaurantbesitzer die Möglichkeit in Google My Business die Funktion für Duplex-Anrufe zu deaktivieren.
Mit Duplex ist es möglich Tische für maximal zehn Personen und nur einige Monate im Voraus zu reservieren. Zwar können Stornierungen ebenfalls mithilfe von Duplex getätigt werden, jedoch kann danach erst zwölf bis 24 Stunden eine erneute Reservierung von Duplex angefragt werden. Bei übermäßig vielen Reservierungen und Stornierungen ist Duplex für einen beschränkten Zeitraum nicht mehr anzuwenden.
Neues Medium, neue Sorgen – das kennen wir schon von anderen medialen Neueinführungen. Und wie immer finden sich sowohl Enthusiasten als auch Skeptiker. Interessant ist jedoch zu beobachten, dass sich scheinbar im Fall von Google Duplex eine Mittelposition entwickelt. Das belegen die Angaben der Nutzer von digitalen Sprachassistenten zu Vorteilen als auch zu Gründen gegen deren Nutzung. So liegt der Vorteil ganz klar beim Aspekt des Zeitsparens, was auch Google Duplex von sich verspricht. Bedenken und Ängste bezüglich Datensammlung und KI-Nutzung könnten jedoch ein Hindernis gegenüber der Nutzung von Google Duplex darstellen.
Wie im Fall des Nutzerdemos in den USA sieht man, dass Google bemüht ist, ethische und rechtliche Fragen zu reflektieren und Lösungen zu entwickeln. Klar ist, dass die eventuell zukünftige Nutzung von Google Duplex neue Aufgaben und Anforderungen mit sich bringen wird. Es ist aber ratsam, diesen mit Neugier und Offenheit entgegenzustehen. Bei gewissenhafter und achtsamer Nutzung könnte Google Duplex durchaus Potenzial entwickeln, sich als hilfreicher Assistent zu entpuppen. Die einzige im Raum stehende Frage ist doch aber, inwieweit Reservierungsanfragen bei Restaurants als zeitraubend gelten und ob Google Duplex in solchen Fällen wirklich notwendig ist. Da sich das Projekt Google Duplex jedoch noch im Entwicklungsstadium befindet und alles wohl noch in den Sternen steht, bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten und die Geschehnisse mit neugierigem Interesse weiterhin zu beobachten.