18. Juli 2018 (aktualisiert am 27. April 2022) Erstellt von Melanie Heß Arbeitsleben
Großraumbüros sollen den Austausch zwischen Kollegen erleichtern und fördern, außerdem die Kreativität steigern und sich positiv auf das Teambuilding auswirken. Erst kürzlich wurde eine Harvard-Studie zum Thema Großraumbüros veröffentlicht. Diese fiel dagegen eher ernüchternd aus. Untersucht wurden zwei US-Unternehmen, jeweils zwei Wochen vor und nach dem Umzug in ein Großraumbüro. Dabei kam heraus, dass sich die direkten Gespräche im Vergleich zu vorher um 70% verringerten und sich dafür die Kommunikation über E-Mail oder Messenger um 20-50% steigerte. In Anbetracht dessen, dass genau das Gegenteil erreicht werden sollte, wirft das erstmal ein schlechtes Licht auf das Konzept „Großraumbüro“.
Das Großraumbüro kann daneben auch weitere Nachteile mit sich bringen. Eine erhöhte Lautstärke ist eine davon. Eine weitere ist, dass man sich nicht mehr hinter einer geschlossenen Tür zurückziehen kann, die signalisiert, dass man gerade nicht gestört werden möchte – im Großraumbüro wirkt man immer ansprechbar. Darunter leidet die Arbeitsgestaltung: Mangelnde Konzentration, ein steigender Stresspegel und sinkende Produktivität sind die Folge.
Natürlich kann man dem entgegenwirken. Prinzipiell ist an dem Schema Großraumbüro nichts auszusetzen. Damit aber die Vorteile und Potenziale genutzt werden können und die oben genannte Probleme nicht auftreten, muss man aktiv werden. Tipps dazu haben wir für Sie zusammengestellt:
Ein mögliches Problem bei der Arbeit in Großraumbüros kann die erhöhte Geräuschkulisse sein. Bei manch einem leidet darunter die Konzentrationsfähigkeit und dadurch automatisch auch die Effizienz und Produktivität. Auch die Möglichkeit, ständig von jemandem angesprochen werden zu können und die dadurch entstehenden Unterbrechungen der eigenen Arbeit, können sich belastend auswirken und unzufrieden machen. Dagegen gibt es aber Maßnahmen, die man ergreifen kann. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, stellen unter anderem Noise-Cancelling Kopfhörer dar. Diese schotten nicht nur vom Lärm ab, sondern geben automatisch auch ein Zeichen an die Kollegen weiter: Bitte jetzt nicht stören. Besonders für Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, kann das nützlich sein. Möglicherweise stellt der Arbeitgeber seinen Mitarbeiter solche Kopfhörer.
Das Gefühl, nie alleine zu sein und keinen Ort für sich zu haben, kann auch hinderlich beim produktiven Arbeiten sein. Es gibt verschiedene Weisen, Rückzugsmöglichkeiten in Großraumbüros zu bieten. Zum einen kann der Arbeitgeber dafür sorgen, dass es eine Art Ruheraum oder einen anderen, ungestörten Platz im Büro gibt. Mitarbeiter können diesen Ort dann aufsuchen, wenn sie in paar Minuten für sich brauchen oder eine Pause einlegen möchten. Allein die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können, kann für einige schon erleichternd sein. Egal ob und wie oft es am Ende tatsächlich notwendig ist. Abgesehen davon können auch Arbeitnehmer selbst dafür sorgen, ungestört zu sein. Wer nicht gerade zu sehr festen Arbeitszeiten im Büro sein muss, kann zum Beispiel auch früher ins Büro kommen und die Zeit nutzen, bevor andere da sind.
Eine weitere Rückzugsmöglichkeit für stilles Arbeiten ist das Home Office. Für schwierigere Aufgaben, die man lieber in stiller Umgebung bearbeitet, kann es hilfreich sein, diese Zuhause zu bearbeiten. Man sollte jedoch darauf achten für Kollegen erreichbar zu bleiben und keine wichtigen Absprachen zu verpassen. Auch sollte man trotzdem regelmäßig im Büro erscheinen und die Arbeitsphasen im Home Office gleichmäßig verteilen. Werden diese Dinge berücksichtigt, kann das Home Office zahlreiche Vorteile bringen.
Für produktives und angenehmes Arbeiten im Großraumbüro können auch Tools genutzt werden, die Termine festlegen. Mit einem gemeinsamen Büro-Kalender können sich Mitarbeiter beispielsweise Zeiten blocken, in denen sie nicht gestört werden möchten. Andersherum können auch Zeiten zum Austausch festgelegt werden. Außerdem können Verfügbarkeiten von Kollegen aktuell angezeigt werden, z.B. durch kleine LED-Lichter, die am PC festgemacht werden. Diese zeigen, je nach angezeigter Farbe, ob ein Kollege gerade angesprochen werden kann, oder nicht gestört werden möchte.
Im Gegensatz zu den in der Harvard-Studie untersuchten Unternehmen, gibt es auch Unternehmen, die sehr gut mit dem Konzept des Großraumbüros umzugehen wissen. Ein positives Großraumbüro-Beispiel sind die Stadtwerke Wuppertal. In einem Artikel von Deutschlandfunk zum Wuppertaler Großraumbüro erklären Mitarbeiter, wie sie das Konzept so erfolgreich umsetzen konnten. In dem Team klappte es vor allem durch gute Kommunikation. Der Chef sitzt zusammen mit den Mitarbeitern im Großraumbüro, Zeiten zur Absprache werden durch rote oder grüne Lämpchen signalisiert. Außerdem wird der Geräuschpegel gemessen und ein Lämpchen leuchtet bei zu hoher Geräuschkulisse rot. Zusätzlich dazu arbeiten alle an der Einrichtung des Büros: Viele Pflanzen, verstellbare Möbel und Rückzugsorte – so wie die Mitarbeiter sie brauchen. So fühlen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber wohl. Wichtig ist, es auszuprobieren und eine individuelle Lösung für jedes Büro zu suchen.