02. Mai 2018 (aktualisiert am 12. Mai 2021) Erstellt von Melanie Heß Arbeitsleben
Im Jahr 2015 wurden knapp 25% aller Ausbildungsverträge in Deutschland vorzeitig aufgelöst. Das berichtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung im „Berufsbildungsbericht 2017“. Aber auch nach der Ausbildung oder dem Studium gibt es viele Festangestellte, die unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz sind. Je länger man einen Job macht, und je älter ein Beschäftigter wird, desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit eines Job- oder Betriebswechsels. Die Angst davor arbeitslos zu bleiben ist für viele eine noch größere Belastung. Doch woran liegt diese Unzufriedenheit?
„Oftmals ist ein gutes Arbeitsklima für junge Menschen viel wichtiger als hohe Gehälter“ - Hans Voss, Leiter Berufsbildungs- und Technologiezentrum
Die Statistik zeigt: mit 61,6% hat eine schlechte Bezahlung bei den Gründen für einen Arbeitsplatzwechsel die Nase vorn. Mit 53,9% folgt allerdings sehr dicht das schlechte Arbeitsklima. In der Praxis zeigt sich, dass meist mehrere Gründe gesammelt auftreten und sich unter Umständen auch gegenseitig bedingen. Orange (by Handelsblatt) befragte einige Ausbildungsabbrecher nach den persönlichen Gründen für ihre Entscheidung. Dabei zeigt sich: Viele nehmen eine schlechte Bezahlung sogar hin, wenn dafür ein angenehmes Arbeitsklima vorherrscht und man von Kollegen und Arbeitsgebern respektiert und gut behandelt wird. Auch Hans Voss, Leiter des Düsseldorfer Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) bestätigt diese Aussage. Ein schlechtes Arbeitsklima geht oft mit psychischem Druck und viel Stress einher. Das mindert nicht nur die Mitarbeitermotivation und somit die Arbeitsleistung, sondern ist auch noch ungesund.
Für manche scheint ein gutes Arbeitsklima selbstverständlich zu sein. Andere Unternehmen können im Bezug darauf noch viel lernen. Von Ratschlägen zur Verbesserung hört man viel, einiges davon macht Sinn, anderes eher weniger. Wir haben versucht allgemeine Tipps zusammenzustellen, die in jedem Unternehmen angewendet werden können. Natürlich muss jeder Betrieb darüber hinaus auch individuelle Lösungen in Betracht ziehen, die folgenden Tipps bieten allerdings für jeden eine gute Grundlage.
Oft beschuldigt bei nicht zufrieden stellenden Ergebnissen der Arbeitgeber die Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmer den Arbeitgeber. Klar, denn die Schuld auf andere abzuwälzen ist manchmal viel einfacher, als selbst dafür gerade zu stehen. Nur ist das nicht der richtige Weg. Das bedeutet auch nicht, alles zu jedem Zeitpunkt auf sich zu nehmen. Ziel ist es, sich bewusst zu machen, dass man mit Menschen zusammenarbeitet. Und Menschen machen nun mal Fehler, selbst die Chefin oder der Chef. Wenn man dem Gegenüber Verständnis entgegenbringt, kann das sehr positive Auswirkungen auf das Arbeitsleben haben. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass einem auch Verständnis entgegengebracht wird, wenn einem selbst ein Fehler unterläuft. Und dabei sollte nicht im Vordergrund stehen, wer in einer höheren Position ist. Hierarchien sind sinnvoll, solange diese das Arbeitsverhältnis nicht belasten.
Und das in jeder Hinsicht. Egal ob es um Probleme, Unstimmigkeiten oder abweichende Vorstellungen geht. Auch wenn das Ansprechen mancher Aspekte erst unnötig erscheint, ist es meistens besser, als alles für sich zu behalten. Das gilt vor allem bei Unstimmigkeiten zwischen Mitarbeitern. Bevor sich Wut oder andere Emotionen anstauen, sollte das direkte Gespräch gesucht werden. Schließlich verbringt man einen Großteil seiner Zeit mit seinen Arbeitskollegen.
Niemand möchte vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Das kann Frustration auslösen oder Enttäuschung über mangelndes Vertrauen. Selbst wenn das gar nicht Grund für das Zurückhalten von Informationen war. Manchmal will man seine Mitarbeiter auch einfach nicht mit Informationen belasten, die eventuell nach einer Woche wieder irrelevant sind. Sollte das allerdings nicht der Fall sein, und die Informationen werden zeitlich sehr knapp vor dem Ereignis übermittelt, kann das falsch verstanden werden. Auch Veränderungen von Arbeitsbedingungen oder der Gestaltung des Arbeitsplatzes sollten rechtzeitig kommuniziert werden. Tatsächlich können sich Mitarbeiter eher mit einer neuen Situation anfreunden, wenn diese vorher abgesprochen wurde, selbst wenn sie im Vergleich zu vorher Nachteile mit sich bringt.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die zwischenmenschliche Beziehungen ausmachen. Das kann sich schon in der Art und Weise zeigen, wie jemand Aufgaben verteilt. Selbst unscheinbare Worte wie „Bitte“ oder „Danke“ können dafür sorgen, dass sich eine Person viel mehr wertgeschätzt fühlt. Dadurch können Leistung und Arbeitsbereitschaft gesteigert werden.
Dieser Punkt zählt eigentlich auch zur Kommunikation – sie ist eins der grundlegendsten Aspekte guter Zusammenarbeit – ist aber trotzdem durch seine Wichtigkeit einen eigenen Punkt wert. Missverständnisse passieren öfter als man denkt. Manchmal scheint für den einen eine Aufgabe sonnenklar, für den nächsten bedeutet sie vielleicht wieder etwas ganz anderes. Bevor man sich also über Fehlleistungen beklagt, sollten Ziele klar formuliert und vielleicht sogar in einzelne Teil-Ziele aufgeteilt werden. Bei vielen Mitarbeitern sollten diese Ziele schriftlich festgehalten werden. Und auch hier gilt: bei Unverständlichkeiten lieber einmal mehr nachfragen.
Für viele werden sich diese Punkte selbstverständlich anhören. Die Wahrheit ist aber, dass jene in vielen Unternehmen trotzdem nicht berücksichtigt werden. Dabei scheint das Thema immer aktuell zu sein, ständig liest man neue Artikel über das Thema und es erscheinen neue Statistiken über Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. Das bedeutet, dass es Zeit ist, wirklich einige Punkte zu beherzigen. Und das sowohl als Arbeitgeber als auch als Arbeitnehmer.