17. Januar 2018 (aktualisiert am 06. September 2023) Erstellt von Jennifer Schmitz Internet of Things
Der Breitbandausbau ist in aller Munde und eine flächendeckende Verbreitung von hohen Internetbandbreiten erklärtes Ziel von "ganz oben". Doch ganz nebenbei statten große Netzbetreiber, wie Telekom und Vodafone, das ganze Land Stück für Stück mit extra langsamen Internet aus - lediglich bis zu 250 kBit in der Sekunde schafft das "neue Netz" - da versagen die meisten Dienste schon ihren - nun ja - Dienst. Wie passt das zusammen: Es werden Milliarden in den Ausbau des Breitbandinternets gesteckt und trotzdem kümmern sich die Provider um extra langsames Internet? Das ist Stoff für einen handfesten Skandal!
Bevor hier nun als Leser Ihr Blutdruck steigt, sollten wir aufklären, dass das Ganze weniger skandalös ist, als es zunächst anmutet. Denn das "Schmalbandnetz" ist nicht für uns Menschen gedacht - auch wenn wir sicherlich in Zukunft einen sehr großen Mehrwert daraus ziehen können. Das Schmalbandnetz dient der Vernetzung von Dingen, genauer gesagt: dem Internet der Dinge oder auch "Internet of Things".
Internet of Things, IoT oder auch Internet der Dinge könnte Ihnen bereits begegnet sein. Ganz neu ist das Thema nicht. Der Kölner Netzbetreiber Q.beyond, nimmt sich schon seit einigen Jahren diesem Thema mit einem Tochterunternehmen namens Q-loud an. Ziel von "IoT" (bitte nicht mit "GoT" verwechseln) ist die Verbindung von Gegenständen mit dem Internet, sodass diese selbstständig mit dem Internet und ggf. untereinander kommunizieren können. Damit können verschiedene Aufgaben erfüllt werden, unter anderem automatische Bestellungen, Warnfunktionen, Funktionen in Notfällen oder allgemeine Informationsversorgung. Auch an den Anwendungsfällen sind viele Unternehmen schon dran. Gerade die Vorantreiber des Schmalbandinternets, Telekom und Vodafone, sind mit Startups an verschiedenen interessanten IoT-Entwicklungen für den Alltagsgebrauch dran. Dazu später mehr.
Das Schmalbandnetz verbreitet sich rasant. Nach eigenen Angaben hat die Telekom ihr Schmalbandnetz bereits in ca. 300 Orten ausgebaut. Bis Ende 2018 soll es im ganzen Land verfügbar sein. Dieses Ziel wurde in den Niederlanden bereits erreicht und auch Österreich, Griechenland, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und die USA sollen folgen. Vodafone startete seinen Ausbau Mitte Dezember letzten Jahres in Düsseldorf, in diesem Monat soll Berlin folgen und bis Ende März sollen 13 Metropolen mit Schmalband ausgestattet sein.Netzausrüster Ericsson schätzt, dass schon in diesem Jahr die Anzahl an vernetzten Dingen die Zahl der Handys übersteigen wird. Bis 2021 sollen es 16 Milliarden sein. Eigenen Angaben zufolge vernetzt Vodafone bereits mehr Maschinen als Menschen.Doch warum geht das so schnell, während es an anderen Stellen, wie zum Beispiel beim Breitbandausbau, eher zu haken scheint? Im Gegensatz zum Breitbandausbau, der Milliarden schluckt, halten sich die Investitionen in das Schmalbandnetz in Grenzen. Wo beim Breitbandinternet oft Straßen aufgebuddelt werden müssen, reichen beim Schmalbandinternet oft Softwareupdates aus - ein gemeinsamer internationaler Standard, auf den sich die Industrie schon 2016 geeinigt hatte, macht's möglich.
Die wichtigste Frage ist aber: Wieso benötigt das Internet der Dinge ein eigenes Netz und wieso vor allem ein so schwaches? 250 Kilobit pro Sekunde ist wirklich wenig - doch es reicht mehr als aus, wenn nur Zustände, wie "An"/"Aus", "Warm"/"Kalt", "Hell"/"Dunkel" oder "Voll"/"Leer" vermittelt werden müssen. Das sind die Informationen, die in den meisten IoT-Anwendungen vorkommen. Und meist werden diese Informationen im Vergleich seltener abgerufen. Oft reicht eine stündliche, tägliche oder sogar wöchentliche Zustandsmeldung aus. Für diese Anwendungen werden keine hochkomplexen Funkchips benötigt, die natürlich eine Menge Geld kosten und vergleichsweise viel Strom benötigen. Um die Verbreitung des Internet of Things voranzutreiben, wird Kostensenkung angestrebt - lediglich 5 Dollar pro Funkeinheit soll das Ganze Kosten. Und bestenfalls funktionieren die Sensoren ohne eigene Stromanbindung mit Akkus oder Batterien, die bis zu 10 Jahre halten sollen.Auch hier geben die Anwendungsbereiche diesen Minimalismus vor: Viele Gegenstände, die vernetzt werden sollen, sind nicht unbedingt an Orten mit guter Netzabdeckung und Stromversorgung. Etwa "Smart Meter" - also Zählerkästen, die ihre Stände direkt an den z.B. Stromanbieter senden - finden sich häufiger in Kellern wieder. Mobilfunk kommt da nur selten hin. Und wenn, dann nicht gerade stabil. Beim Schmalbandnetz sieht das anders aus: Die Schmalband-Funkwellen sind in der Lage, tief in Gebäude zu dringen und bringen so eine Reichweite von mehreren Kilometern. Ideal für das Internet der Dinge - und noch dazu so günstig!
Es gibt bereits einige Anwendungen für IoT, die uns auch den Alltag erleichtern und gerade Praxistests unterzogen werden. Um diese aber richtig testen zu können, ist der Ausbau des Schmalbandnetzes von großer Wichtigkeit. So tüfteln einige Startups - teilweise mit Unterstützung der großen Provider Telekom und Vodafone - an vielfältigen Anwendungen, wie zum Beispiel an smarten Mülleimern. Diese melden sich, wenn sie voll sind - so können Stadtwerke und Müllabfuhren ihre Routen effektiver und bedarfsgerecht planen. Auch die Parksituation und vor allem die Dauer der Parkplatzsuche soll mithilfe von IoT entschärft werden: Sensoren in Parkplätzen melden, wenn sie belegt bzw. frei sind. Per App kann der Parkplatzsuchende dann effektiver einen freien Parkplatz finden.
Und auch bei der Verbrechensbekämpfung kann das Internet der Dinge helfen: Sensoren in Autos und Fahrrädern melden, wenn sie einen vorgesehenen Standort verlassen. Und auch Asko, Bello und Mauzi könnten durch IoT weniger leicht verloren gehen - denn auch hier kann ein Sensor melden, wenn sie einen vorgegebenen Radius verlassen. So kann man die Tierchen ganz schnell wieder einfangen.
Wie man sieht, ist der Ausbau des Schmalbandnetzes mit vielen Vorteilen für uns Menschen verbunden, auch wenn es eigentlich gar nicht für uns gedacht ist. Gegenstände erhalten so ein eigenes Netz, über das sie kommunizieren können. Dieses ist nicht nur günstig im Ausbau, sondern auch noch auf die Bedürfnisse des IoT angepasst, sodass weiteren Entwicklungen nichts im Wege steht.