26. November 2019 (aktualisiert am 28. Februar 2024) Erstellt von Jennifer Schmitz Internet und DSL
Seit Montagnachmittag (25.11.2019) sind sie alle vergeben. Wie die europäische IP-Adressverwaltung RIPE mitteilt, wurde der letzte /22-Block IPv4-Adressen zugeteilt – insgesamt 1024 Adressen. In Europa sind nun keine frischen IPv4-Adressen mehr zu bekommen.
Mit der IP-Adresse werden Geräte in einem Netzwerk (wie dem Internet) identifiziert, um Datenpakete an den korrekten Empfänger senden zu können. Mehr dazu in unserem Wissenbereich: Was ist eine IP-Adresse?
Der Handel ist nun eröffnet: Wer noch eine IPv4-Adresse bekommen will, muss darauf hoffen, dass jemand seine Adressen abgibt. Dies werden sich die meisten sicher gut bezahlen lassen.
Auch RIPE hofft darauf, dass nicht benötigte IPv4-Adressen wieder zurückgegeben werden. Gerade, wenn der Geschäftsbetrieb von Firmen eingestellt wird – etwa bei Insolvenzen – besteht die Chance, dass IPv4-Adressen frei werden. Diese sollen dann in kleinen /24-Blöcken zu 256 Adressen vergeben werden.
Für diese Rückläufer gibt es bereits eine Warteliste. Einziger Haken dabei: Nur wer RIPE-Mitglied ist und bisher noch keine IPv4-Adressen bekommen hat, darf sich dort eintragen.
Auch ohne die genannten Anlässe können Adressinhaber ihre IPv4-Adressen zurückgeben, wenn sie sie nicht mehr benötigen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie den Adressraum dann verkaufen.
Schon vor 1,5 Jahren waren bereits 99,8% des letzten europäischen IPv4-Blocks vergeben. Nachschub von der globalen Adressverwaltung IANA war auch damals schon nicht zu erwarten: Sie hatte bereits 2011 die letzten Adressblöcke an die regionalen Verwaltungen übergeben. Zwar tröpfeln unregelmäßig noch vereinzelte Rückläufer an die Regionalverwaltungen zurück, doch diese sind für die Provider uninteressant. Diese Reste stammen meist aus unterschiedlichen Bereichen und lassen sich daher nicht effizient nutzen.
Dass die letzten 0,2% des verbleibenden Blocks überhaupt solange gehalten haben, ist der limitierten Vergabe durch RIPE zu verdanken. Seit 2012 wurden IPv4-Adressen nicht mehr providerunabhängig vergeben. Diese wurden seit damals in /22-Blöcken (1024 Adressen) nur noch an europäische Provider vergeben.
Nachfolger der IPv4-Adresse ist die IPv6-Adresse, die aufgrund ihres Aufbaus eine deutlich größere Menge an Adressen ermöglicht. Nicht jedes System unterstützt IPv6-Adressen bisher jedoch – hierzu ist ein Entwicklungsaufwand notwendig. RIPE fordert, die Umsetzung flächendeckend voranzutreiben.
In anderen Teilen der Welt sieht die Situation ähnlich aus. Die regionale Adressverwaltung in Amerika ARIN hat bereits eine Warteliste mit 150 Einträgen. Im Bereich „Asien-Pazifik“ wurde die Warteliste bereits gelöscht: Die Aussicht, dass einer der Wartenden noch IPv4-Adressen bekommt, war zu unwahrscheinlich. Auch im Lateinamerikanisch-Karibischen Raum werden gerade die letzten Rückläufer von 1,5 Millionen IPv4-Adressen in kleinen Blöcken an Neumitglieder vergeben. Nur die Regionalverwaltung in Afrika (AFRINIC) hat noch einen kleinen Puffer frischer IPv4-Adressen: Hier können noch ca. 2,7 Millionen vergeben werden.