30. November 2016 (aktualisiert am 24. September 2024)      Erstellt von Jennifer Schmitz      Arbeitsleben

Jobkiller Digitalisierung - Wahrheit oder Mythos?

Wie wir mit der Digitalisierung im Arbeitsmarkt umgehen können

Viele Arbeitnehmer in Deutschland fürchten sich vor der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Studien fanden heraus: Fast jeder dritte Berufstätige fürchtet durch den digitalen Wandel überflüssig zu werden.

Diese Angst ist nicht neu. Die Geschichte lehrt uns: Wo Fortschritt ist, da ist auch Angst – besonders die Angst, ersetzbar zu werden und seine Lebensgrundlage zu verlieren. Ein beliebtes Beispiel bietet uns die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Viele Berufe konnten von dort an von Maschinen übernommen werden – z.B. durch die Erfindung des automatischen Webstuhls. Viele Weber verloren in dieser Zeit Ihre Arbeit. Und auch heute werden Berufe, oder Teile eines Berufes, von Maschinen übernommen: Denken Sie an die Selbstbedienungskassen in Möbelhäusern und Supermärkten, die immer populärer werden. Oder an autonome Fahrzeuge, die schon heute Teile des öffentlichen Nahverkehrs (z.B. in der Schweiz) übernehmen. 

Sind all’ diese Beispiele Beweise für den „Jobkiller Digitalisierung“?

Kein Arbeitsplatzschwund durch neue Technologien

Eine Studie des Instituts für Innovation und Technik hat eine klare Antwort gefunden: Nein. Ein Schwund von Arbeitsplätzen durch die Digitalisierung und neue Technologien ist derzeit nicht zu erkennen. Und auch die Geschichte zeigt: Zwar verminderte sich die Anzahl der Weber im 19. Jahrhundert um fast 80 Prozent, doch dabei stieg die Zahl der Lehrer um mehr als das Fünffache. Mit der Weiterentwicklung von Technologien starben hauptsächlich körperlich anstrengende und gefährliche Berufsgruppen aus, dafür entstanden jedoch deutlich mehr Berufe in der Wissenschaft und Dienstleistung – was stets ein steigendes Einkommensniveau zur Folge hatte. 

Jobs sind da - Fachkräfte fehlen

Und auch dem jetzigen Umbruch, der Digitalen Transformation, können wir optimistisch entgegensehen. Laut einer Studie der Commerzbank planen insbesondere mittelständische Unternehmen aufgrund der Digitalen Transformation neue Mitarbeiter einzustellen. Denn, so die Unternehmen, neue Technologien und Geschäftsfelder erfordern zusätzliche Mitarbeiter. Doch die Suche nach diesen ist für Unternehmen eine Herausforderung: Fachkräfte sind Mangelware und schwer zu finden oder zu halten. Viele Unternehmen sind auf der Suche nach gut ausgebildeten Professionals, am besten mit mehrjähriger Berufserfahrung. Doch gerade diese Spezialisten sind heiß umworbene Kandidaten, die meist schon an den Universitäten von großen Unternehmen abgeworben werden. Der Mittelstand hat es hier schwer; die Hemmschwelle, eigene Professionals auszubilden, scheint jedoch nach wie vor hoch. Hier ergibt sich insbesondere für Quereinsteiger ein großes Potenzial, denn viele kleine und mittlere Unternehmen öffnen sich nun auch für diese Bewerber.

Die Digitalisierung ist also Mitnichten ein Jobkiller. Einige Berufsgruppen werden zwar ersetzt, doch dafür entstehen andere Jobs. Für Quereinsteiger ergeben sich daraus neue Möglichkeiten und auch Berufs-Wiedereinsteiger und Umschüler erhalten bessere Chancen auf attraktive Positionen. Herausforderungen gibt es bei Umbrüchen immer – doch für die Bewältigung von Herausforderungen brauchen Unternehmen auch stets Personal.