22. April 2020 (aktualisiert am 12. Mai 2020) Erstellt von Viktoria Szostakowski Arbeitsleben
Seit Anfang des Jahres gibt das neuartige Corona-Virus den Ton an. Sowohl das gesellschaftliche Leben, das Gesundheitssystem als auch die Wirtschaft ist weltweit betroffen. Während einige Unternehmen noch schnell finanzielle Hilfen beantragen und ihre Mitarbeiter ins Home Office oder in Kurzarbeit schicken konnten, mussten andere Unternehmen einigen Mitarbeitern kündigen. Wer aktuell ohne einen Arbeitsplatz ist, steht vor besonderen Herausforderungen: Die aktuelle wirtschaftliche Lage und die beschlossenen Maßnahmen zur sozialen Distanzierung erschweren die Jobsuche immens.
Die Folgen der Corona-Krise werden auch in der Beschäftigungsquote deutlich. Zwar schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern, wie beispielsweise den USA, wo innerhalb weniger Wochen fast 26 Millionen Menschen ihren Job verloren, deutlich besser ab, jedoch konnten sich nicht alle Unternehmen mit Soforthilfen und Beschäftigungen auf Kurzarbeit retten.
Laut der aktuellen Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Wirtschaftstätigkeit in den Bereichen Gastgewerbe, Messen, stationärer Handel, Kultur, Unterhaltung, Erholung, Tourismus, Erziehung und Unterricht, Kinos, Bäder, Friseure und Ähnlichem deutlich niedriger ausfallen. Hinzu kommt die Annahme, dass große Teile des Verkehrs- und Lagereisektors sowie der Automobilindustrie unter der aktuellen Situation stillstehen werden. Supermärkte, Apotheken, Digitalangebote, Zustelldienste und die Produktion bestimmter medizinischer Güter hingegen können mit positiven Effekten rechnen.
Das IAB geht davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen in den kommenden Monaten um eine halbe Million sinken wird. Für den Arbeitsmarkt bedeutet die aktuelle Krise also eine große Gefahr. Unternehmen sind aktuell stark von staatlicher Unterstützung abhängig, um Angestellte weiterhin beschäftigen zu können. Insbesondere bei eher kurzfristigen Beschäftigungsverhältnissen, Einfacharbeitsplätzen und Minijobs, die in vielen der vom „Lockdown“ betroffenen Bereiche stark vertreten sind, ist eine hohe Entlassungsrate sehr wahrscheinlich. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen zunächst mit Neueinstellungen sehr zurückhalten sein.
In wirtschaftlich unsicheren und instabilen Zeiten ist es nicht so einfach, einen passenden Job zu finden. Aber neben den Unternehmen, die auf Finanzspritzen angewiesen sind und ihre Mitarbeiter kurzfristig in Kurzarbeit schicken müssen, gibt es auch solche, die händeringend nach Nachwuchskräften suchen. Dazu hat die Job-Plattform Glassdoor ausgewertet, welche Unternehmen aktuell die meisten Mitarbeiter suchen. Dazu wurden alle online verfügbaren Stellenangebote, die kürzlich veröffentlicht wurden, gezählt.
Insbesondere die Logistik- und Gesundheitsbranche, aber auch Supermärkte, suchen momentan verstärkt nach neuen Mitarbeitern. Das Ranking führt aber die Deutsche Bahn an, die momentan 650 offene Stellen anbietet. Die Bahn wollte ursprünglich 25.000 neue Mitarbeiter einstellen und hat langfristig noch größeren Bedarf. An zweiter Stelle folgt dicht die Gesundheitsbranche, darunter insbesondere das Medizintechnik- und Gesundheitsunternehmen Fresenius. Glasdoor hat hier 500 Job-Anzeigen gezählt. Der Krankenhausbetreiber sucht aktuell 275 neue Kräfte. Nach den anstrengenden Hamsterkäufen benötigen auch Supermärkte jede helfende Hand und suchen nach Mitarbeitern für die einzelnen Filialen. Viele Stellen gibt es außerdem bei Allianz, Siemens, DHL Express und bei der Deutschen Telekom.
Wenn Sie sich in der schwierigen Situation befinden und gerade ihren Job verloren haben, ist es nachvollziehbar, dass Sie sich um Ihre Existenz sorgen und Zukunftsängste verspüren. Dennoch lohnt es sich, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Optionen kalkuliert abzuwägen. „Bloß nicht panisch werden“, empfiehlt Jutta Boenig, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung DGfK.
Es werden sich bald wieder neue Wege und Perspektiven ergeben, weshalb Sie unbedingt die Geduld bewahren sollten. Sie sollten die Zeit nutzen, um ihre Bewerbungsunterlagen aufzufrischen, die eigenen Fähigkeiten zu reflektieren und sich eventuell auch nach einer neuen Branche auszuschauen. Insbesondere die oben aufgezählten Branchen, die gerade stark nach Nachwuchs suchen, erscheinen hier vorteilhaft.
Es ist logisch, dass das Bewerbungsverfahren von den neuen Maßnahmen bestimmt ist. Sie sollten sich darauf einstellen, dass die Bewerbung um eine neue Stelle nicht unter denselben Bedingungen abläuft wie gewohnt. Klassische Bewerbungsgespräche und Händeschütteln wird jetzt durch Video- und Telefon-Interview ersetzt. In solch einem Fall sollten Sie sich Gedanken machen, an welchem Ort Sie das Gespräch führen möchten. Es empfiehlt sich, einen ruhigen Platz mit wenig Ablenkung aufzusuchen und im Fall eines Video-Interviews auf einen ordentlichen, ruhigen Hintergrund zu achten.
Aber auch die Online-Präsenz ist besonders wichtig. Was heutzutage eh schon ein Muss ist, entpuppt sich aktuell als besonders wichtig: nämlich Karriereplattformen wie Xing oder LinkedIn aktuell zu halten. Soziale Distanzierung zwingt uns, unsere sozialen Netzwerke online zu knüpfen und zu erweitern. Dies gilt insbesondere für den Austausch mit Arbeitgebern aber auch -nehmern. Da der Besuch von entsprechenden Veranstaltungen momentan nicht möglich ist, rät Sophia von Rundstedt, Geschäftsleiterin der gleichnamigen Outplacement- und Karriereberatung, dazu, „sich [zu] erkundigen, wie es dem anderen geht und wo eventuell Unterstützung gefragt ist“.