16. Mai 2018 (aktualisiert am 12. Mai 2021) Erstellt von Melanie Heß Netze
Es tut sich viel im Bereich Netze und Telekommunikation. Bis Ende dieses Jahres möchte die Telekom als größer Netzbetreiber in Deutschland ISDN abschalten und alles auf IP umstellen. Hinzu kommen Ausbauziele im Bereich Internet: Der Breitbandausbau ist in vollem Gange und soll den Zielen der Bundesregierung entsprechen. Insgesamt also: Schnelleres Internet, einfache Bedienung und zukunftsfähige Technologien. Aber wie gut läuft das wirklich und auf welchem Stand sind die Entwicklungen?
Die Abschaltung von ISDN wird schon seit einiger Zeit vorangetrieben, da die Technik allmählich veraltet und von der modernen IP-Technologie abgelöst werden kann. ALL-IP (IP = Internet Protokoll) bedeutet den Zusammenschluss verschiedener Netze wie Telefonie, Fax oder Streaming auf ein gemeinsames Netz. Dieses Netz ist das Internet. So können Kosten gespart und neue Möglichkeiten eröffnet werden. Die Telekom hat angekündigt bis Ende 2018 auf die zukunftsfähige Technik umstellen zu wollen. Laut eigenen Angaben wurden bereits knapp drei Viertel der Festnetzanschlüsse auf den IP-Standard umgestellt. Die Telekom ist bemüht die eigenen Ziele einzuhalten, gerade bei Geschäftskunden könnten die Fristen jedoch noch etwas über 2018 hinaus gehen. Trotzdem wird dazu geraten, sich möglichst bald mit der Umstellung auseinanderzusetzen. Ein ganzes Unternehmen auf IP-Technologie umzustellen und Telefonanlagen IP-fähig zu machen oder auf Cloud-Lösungen zurückzugreifen kann je nach Größe des Unternehmens einige Zeit in Anspruch nehmen.
Grundlage für ein Netzwerk das vollständig auf dem Internet Protokoll basiert ist eine schnelle und stabile Internetverbindung. Der Ausbau von Glasfaser in Deutschland macht das möglich. Glasfaser soll das Kupferkabel ablösen und stellt – genau wie ALL-IP – eine zukunftsfähige Alternative dar. Aktuell gab die Telekom bekannt, dass der Glasfaserausbau in eine neue Runde geht und 75 Städte und Gemeinden Glasfaseranschlüsse bekommen sollen. Dadurch würden noch einmal 49.000 Unternehmen mit Höchstgeschwindigkeit surfen können. Diese kann bis zu 1 Gbit/s betragen.
Beim Breitbandausbau richtet sich die Telekom ganz nach dem Bedarf, das bedeutet, dass Gewerbegebiete beim Ausbau deutlich bevorzugt werden. Das stellt auch einen Kritikpunkt dar, denn während in Gewerbegebieten immer weiter ausgebaut wird, werden ländliche Regionen eher vernachlässigt. Eine „digitale Spaltung“ von Stadt und Land wird befürchtet. Aber nicht nur das wird kritisiert, sondern auch das Vectoring, das immer noch vorwiegend von der Telekom betrieben wird. Beim Vectoring sind Vermittlungsstelle und Verteilerkasten per Glasfaser verbunden, der Weg vom Verteilerkasten bis zum Haus erfolgt allerdings über ein Kupferkabel. Durch Vectoring sollen die häufig auftretenden Störfaktoren durch Kupferkabel vermieden werden. Kritisiert wird, neben anderen Punkten, dass die verwendete Technologie früher oder später auch an ihre Grenzen stoßen wird, und ein vollständiger, zukunftssicherer Ausbau nur aufgeschoben wird. Es würde zwar kurzfristig schnelleres Internet erlauben, stelle aber eben nur eine Übergangslösung dar. Zuletzt hat auch die neue Regierung angekündigt, in Zukunft auch wieder verstärkt auf Glasfaser zu setzen, welches deutliche leistungsfähiger ist.
„Wir fördern in Zukunft nur noch Glasfaser“
– Helge Braun (CDU) im ZDF Interview
Auch in der Politik wird Vectoring als „Brückentechnologie“ angesehen, welche es zu vermeiden gilt. Während der Jamaika-Sondierungen wurde dieses Thema zwar auch aufgegriffen, jedoch von der aktuellen Regierung erst vertieft.
Die deutsche Telekom ist der größte Netzbetreiber Deutschlands und hat so auch eine große Marktmacht. Zwar gibt es auch andere große Anbieter, aber gegen den Giganten Telekom ist es schwer sich zu behaupten. Das könnte sich jedoch bald ändern. Vodafone will nämlich Unitymedia übernehmen und wäre somit fast im vollständigen Besitz des TV-Kabelnetzes in Deutschland. Das Besondere: Die Kabel von Vodafone sind derart hoch entwickelt, dass über diese auch telefoniert und gesurft werden kann, und das auch noch schneller als mit vielen Telekom-Anschlüssen. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet das scharf als „Angriff“ auf die Telekom. Ob diese Übernahme wirklich passiert, ist bisher noch völlig unklar. Fest steht allerdings, dass die Telekom damit einen ernsthaften Konkurrenten fürchten muss.
In Puncto ALL-IP Umstellung und Breitbandausbau befinden wir uns mitten in der Umrüstung. Wie viel Zeit genau noch benötigt wird, ist unklar. Die Telekom, aber auch andere Anbieter, arbeiten weiterhin zielgerichtet und lassen sich selbst von Kritikern nicht beirren. Als Kunde sollten Sie sich, wenn das noch nicht geschehen ist, möglichst bald mit den Konsequenzen der ALL-IP Umstellung vertraut mache, um zeitnah darauf reagieren zu können. Beim Glasfaserausbau heißt es eher: abwarten. Wenn Sie in ländlicheren Regionen wohnen, kann es noch einige Zeit bis zum Surfen mit Highspeed dauern. Ob dann „richtiges“ Glasfaser verfügbar ist, oder durch Vectoring verbesserte Kupferkabel, ist ebenso fraglich und hängt auch von der Politik ab.