21. September 2021 (aktualisiert am 28. September 2022) Erstellt von Viktoria Szostakowski Arbeitsleben
Bei dem neuen Arbeitstrend „Workation“ handelt es sich um die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub. Das Arbeitsmodell sieht so aus, dass Menschen in typische Urlaubsorte verreisen und dort im Remote Office arbeiten. Die alternativen Arbeitsgestaltung ist, so wie andere moderne Arbeitsmodelle, eine Entwicklung der fortschreitenden Digitalisierung und der damit verbundenen neuen Möglichkeiten der Arbeitswelt.
Die Bezeichnung Workation ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen „Work“ (Arbeit) und „Vacation“ (Urlaub). Damit ist gemeint, dass der Arbeitnehmer oder Selbstständige sich an einem anderen (Urlaubs-)Ort befindet und von dort aus arbeitet. Das Besondere hierbei ist, dass Urlaub und Arbeit, die sonst zwei Gegensätze darstellen, miteinander verschmelzen. Die Entwicklung dieses neuen Arbeitsmodells ist eng mit der Digitalisierung verknüpft und eignet sich vor allem für ortsunabhängige Freelancer, Blogger und Digitale Nomaden. Der Trend erfreut sich aber immer größerer Beliebtheit bei „normalen“ Arbeitnehmern, denn mit der steigenden Akzeptanz von Remote-Work unter Arbeitgebenden lässt sich das inzwischen vielerorts vorbehaltlos durchsetzen.
Es gibt einige kritische Stimmen gegenüber dem Arbeitskonzept Workation. So könnte man annehmen, dass der Aufenthalt im Urlaubsort die Konzentration und Produktivität stört. Schließlich bieten diese viele Attraktionen. Daneben könnte Workation auch den gegenteiligen Effekt haben. Es kann schnell passieren, dass man durch Angst vor Unproduktivität sich zu sehr auf die Arbeit fixiert und sich keine Auszeit gönnt und somit nicht die Vorzüge des Workation genießt. Tatsächlich gibt es aber durchaus gute Gründe für Workation.
Neue Reize:
Eine neue Umgebung bedeutet neue Reize und somit potenziell neue Sichtweisen und Ideen. Workation kann sehr inspirierend sein und dabei verhelfen, Neues zu entwickeln.
Networking:
Ob allein oder als Gruppe – auf Reisen lernt man immer neue Menschen kennen. Darunter können auch beruflich wertvolle Kontakte sein, wodurch sich Workation als gute Möglichkeit des Vernetzens ergibt. Es gibt auch bereits einige Workation-Anbieter, die branchenspezifische Reisen organisieren.
Entspannung:
Workation kann für Entspannung sorgen. Schließlich ist es dazu gedacht, die sonst so starren Arbeitsstrukturen zu durchbrechen.
Flexibilität:
Während Workation gibt es keinen festen Zeitplan, sondern es wird die Flexibilität geboten, frei zu bestimmen, was wann erledigt werden soll.
Motivation:
Die zu Anfang geäußerte Befürchtung, dass Workation zu viel Ablenkung bietet, muss sich nicht bewahrheiten. Denn mit Workation fallen Ablenkungen des Alltags weg und man kann sich viel besser auf die Arbeit konzentrieren.
Entdecken:
Das Entdecken der Umgebung und der fremdländischen Kultur gehört ebenso zur Workation wie die Entwicklung spannender Projekte.
Zunächst einmal müssen die Tätigkeit und das Anstellungsverhältnis es erlauben, im Remote Office, sprich fernab vom Büro, zu arbeiten. Daneben gibt es aber auch einige persönliche Eigenschaften, die Sie mitbringen sollten, wenn Sie erfolgreiches Workation betreiben wollen. So ist es sehr wichtig, dass Sie ein hohes Maß an Disziplin mitbringen, um auch in den schönen sowie verlockenden Orten der Welt arbeiten können. Weiterhin sollten Sie dazu fähig sein, Absprachen, Organisation und Aufgaben klar und deutlich kommunizieren zu können. Zudem sollten Sie ein gesundes Maß an Mut und Selbstbewusstsein mitbringen, denn die Entscheidung, gewohnte Strukturen zu verlassen, und dies gegenüber Kritikern zu verteidigen, fällt nicht jedem leicht.
Entscheidet man sich eine Workation anzutreten, so muss diese erstmal geplant werden. Eine große Frage ist, in welchem Zielland die Workation stattfinden soll. Es gibt Bedingungen, die gegeben sein müssen, damit ein Ort, sich als geeignet erweist. Besonders wichtige Kriterien sind logischerweise die Infrastruktur und die Internetverfügbarkeit. Die Ferienwohnungssuchmaschine Holidu gibt ein paar gute Reisetipps, die Arbeit und Urlaub möglich machen. Zu den Kriterien, die für die Auswertung eines passenden Reiseziels herangezogen werden, handelt es sich beispielsweise um die durchschnittliche Wifi-Geschwindigkeit, die Anzahl an Coworking-Spaces in der Stadt, die Preise für einen guten Kaffee, einen entspannten After-Work-Drink und ein fixes Taxi.
In der Top 10 befinden sich die beiden thailändischen Städte Bangkok (Platz 1) und Phuket (Platz 10) sowie die in Indien gelegenen Städte New Delhi (Platz 2) und Mumbai (Platz 7). Daneben werden aber auch einige EU-Destinationen gelistet: Lissabon (Platz 3), Barcelona (Platz 4), Budapest (Platz 5) und Bukarest (Platz 9). Deutschland und seine Städte hingegen schneiden eher schlecht ab. Berlin als die erste deutsche Stadt im Ranking landet gerade mal auf Platz 38. Das Problem mit deutschen Städten läge insbesondere bei der Netzgeschwindigkeit. Wie wir bereits in unserem Blog thematisiert haben, schneidet Deutschland allgemein bei Vergleichen und Ranking hinsichtlich der Digitalisierung sehr schlecht ab. Was Deutschland jedoch für das Workation attraktiv macht sind die Sicherheit und Sauberkeit.
Weiterhin ist es sehr wichtig, sich mit rechtlichen und steuerlichen Fragen auseinander zu setzen, bevor man sich in Workation begibt. Es handelt sich zwar um ein müßiges Thema, jedoch ist es sehr wichtig, um Probleme und Unklarheiten zu vermeiden.
Grundsätzlich gilt: Sofern mobiles Arbeiten im Arbeitsvertrag bereits vorgesehen ist, gilt dies nur für einen Arbeitsort innerhalb Deutschlands. Für einen Arbeitsaufenthalt im Ausland, was bei Workation der Fall ist, ist eine Zusatz- oder Änderungsvereinbarung zum Arbeitsvertrag nötig. Die angepasste Arbeitsvereinbarung muss dem deutschen Recht entsprechen beziehungsweise, wenn am neuen Arbeitsort Gesetze bestehen, die den Arbeitnehmer besser stellen, als dies unter deutschem Recht der Fall wäre, so müssen diese vom deutschen Arbeitgeber zugesprochen werden. Ob eine Workation zu einer Änderung des bestehenden Arbeitsrechts führt, hängt von der Dauer des Aufenthalts im Ausland ab. Bei einem Aufenthalt von lediglich vier Wochen ist nämlich keine Anpassung des Arbeitsrechts nötig.
Es muss ebenfalls geprüft werden, ob eine Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung nötig ist. Diese Anforderung gilt, wenn der Arbeitsort außerhalb der EU liegt. Innerhalb der EU gilt die Freizügigkeitsregelung, weshalb eine solche Genehmigung nicht nötig ist.
Die Steuerpflicht orientiert sich daran, wie viele Tage im Jahr im Ausland gearbeitet wird. Wird mehr als die Hälfte der Arbeitszeit, sprich 183 Tage im Jahr, im Rahmen einer Workation statt, so besteht eine (Lohn-)Steuerpflicht in dem Aufenthaltsland während der Workation. Wenn weniger als 183 Tage im Ausland gearbeitet wird, gilt das deutsche Lohnsteuerrecht.
Die HR-Managerin Lena Pres kennt sich sehr gut mit Workation aus. Dem Magazin t3n berichtet sie, wie sie schon 14 Mal Ihren Wohnort innerhalb weniger Wochen gewechselt hat. Pres lebt in München, hat sich aber entschieden, ihren Job von unterschiedlichen Urlaubsdestinationen aus zu erledigen. Sie bereiste bereits Ljubljana, Zagreb, Athen und Budapest, zwischendurch noch Split, Korfu und Thessaloniki.
Jedoch sind diese Aufenthalte nicht als entspannenden Urlaub zu verstehen, denn Pres arbeitet trotzdem weiterhin in Vollzeit. Was sie jedoch von digitalen Nomaden unterscheidet ist, dass ihr Aufenthalt zeitlich begrenzt ist. Trotzdem macht ihr diese Art von Arbeit großen Spaß: „Ich liebe es und könnte noch lange so weitermachen“. Insbesondere die Corona-Pandemie habe die Möglichkeit, eine Workation abzuhalten, vereinfacht. Denn dadurch haben sich mittlerweile auch skeptische Arbeitgebende gegenüber alternativen Arbeitsmodellen, die das Arbeiten abseits der Büros beinhalten, geöffnet.
Lena Pres teilt aber nicht nur die schönen Erlebnisse mit der Leserschaft, sondern auch ihre schlechten Erfahrungen und gibt dahingehend hilfreiche Tipps. So sei eine gute Vorausplanung sehr wichtig. Denn anders als in der gewohnten Umgebung lässt sich nicht immer auf die Schnelle das benötige Material besorgen. Als Standardausrüstung empfiehlt Pres daher „alle denkbaren Adapter, Ladekabel, Kopfhörer, Powerbanks, mobile Router für WLAN-Ausfälle und am besten immer Stift und Papier. Pres betont, dass es wichtig sei, sich Gedanken um den persönlich idealen Arbeitsplatz zu machen. Allgemein sollte jedoch immer eine gute Internetverbindung gegeben sein. Weiterhin setzt Pres das richtige Mindset als wichtigste Voraussetzung für Workation voraus. Diejenigen, die remote tätig sind, müssen sich darüber im Klaren sein, dass nicht immer als nach Plan läuft. Daher seien Spontanität, Flexibilität und Leichtigkeit wichtige Eigenschaften, die man für das Workation mitbringen sollte.