Im Internet finden sich viele Berichte darüber, dass es bei Fax-Versand über IP zu Problemen kommt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass das Protokoll, welches für die Übertragung von Sprache über IP zuständig ist, nicht für die Bedürfnisse der Fax-Übertragung ausgelegt ist.
Dieses Protokoll nennt sich UDP. UDP soll die Sprache in Echtzeit übertragen. Hier kommt es vor allem auf eine schnelle und kontinuierliche Datenübertragung an. Wo andere Internetprotokolle stetig Informationen dazu austauschen, ob die Daten vom Absender beim Empfänger vollständig ankommen und notfalls verloren gegangene Datenpakete neu anfordert, spart sich UDP diese Kontrolle und Neuanforderung zugunsten einer schnellen Übertragung. Der Verlust eines UDP-Sprachpakets, welches ca. 20 ms des gesprochenen Wortes ausmacht, überhört das menschliche Gehör leicht. Damit das Gespräch gleichmäßig übertragen wird, wird bei UDP zudem ein so genannten "Jitterbuffer" eingesetzt, der die Datenpakete verzögert, wenn sie ungleichmäßig übertragen werden.
Während dieses Verhalten für die Übertragung von Sprache perfekt geeignet ist, führt dies beim VoIP Fax zu Problemen. Das Fax ist nicht nur auf einen kontinuierlichen, sondern auch auf eine vollständigen Datenstrom angewiesen. Kommt es nun beim Versand des Faxes über das Protokoll UDP, wie in Netzwerken üblich, zu Laufzeitschwankungen oder Jittern, so führt dies zu Paketverlusten. Die Faxübertragung ist unvollständig, was dazu führt, dass das Fax unvollständig ankommt oder der Versand abbricht. Müssen Laufzeitschwankungen zudem durch den Jitterbuffer ausgeglichen werden, so kann dies dazu führen, dass die Gegenstelle die Synchronisierung verliert, was wiederum zum Fax-Abbruch führt. Während eine Verzögerung von 100 ms bei Sprachverbindungen kaum hörbar sind, führt dies beim Fax zum Fehlschlag.
Mit T.38 wurde durch die Telekommunikationssektor der Fernmeldeunion (ITU-T) ein Standard geschaffen, der Fax over IP zuverlässiger machen soll. Der Standard T.38 wird im Grunde auf das UDP-Protokoll bzw. den Sprach-Codec G.711 aufgesetzt und dient dazu, eine Kontrollinstanz einzuführen. So wird beim Fax-Versand mit T.38 geprüft, welche Übertragungsgeschwindigkeiten möglich sind, ob die Daten beim Empfänger ankommen und ob diese vollständig sind. Ist dies nicht der Fall, werden diese angefordert.
Wichtig ist, dass der VoIP-Anbieter T.38 unterstützt. Dies ist bei fonial der Fall. Doch auch die Gegenstelle muss T.38-fähig sein. Ist dies nicht der Fall, so fällt die Verbindung zurück auf den G.711-Sprach-Codec und somit auf die Echtzeitverbindung mit UDP, was zu den zuvor beschriebenen Problemen führen kann.
Natürlich ist auch T.38 nicht perfekt. Laut ITU-T-Spezifikationen werden hiermit lediglich Übertragungen bis 14.400 bps unterstützt. Auch stößt es beim Versand von sehr vielen Fax-Seiten auf einmal an seine Grenzen.
Wie bereits erwähnt, ist es nicht nur notwendig, dass Ihr Anbieter T.38 unterstützt. Auch die Gegenstelle, also der Empfänger, muss T.38-fähig sein. Die Gegenstelle ist hier meist ein VoIP-Gateway an den Netzübergabepunkten der Netzbetreiber, welche die digitalen Daten analog an den Empfänger leitet. Die meisten Netzbetreiber haben sich darauf geeinigt, den T.38-Standard an diesen Übergabepunkten zu unterstützen und so den problemlosen Fax-Versand in den ALL-IP-Netzen zu unterstützen. Die Deutsche Telekom hat sich dazu entschieden, dass die VoIP-Gateways an ihren Netzübergabepunkten T.38 nicht unterstützen.
Wird also nun ein VoIP-Fax von einem anderen Netzbetreiber an einen Telekom-Anschluss gesendet, so wird am Netzübergabepunkt die Information ausgetauscht, dass die Übertragung mit T.38 nicht möglich ist. Hier geschieht dann, wie bereits beschrieben, ein Fallback auf G.711 mit den entsprechenden Unsicherheiten beim Fax-Versand über UDP. So reduziert sich die Erfolgsquote beim Faxen ins Netz der Telekom auf 40-60%.