Die Integrated Services Digital Network (ISDN) Technologie hat über Jahrzehnte die Kommunikation in deutschen Unternehmen geprägt. Doch mit der fortschreitenden Digitalisierung und der ISDN-Abschaltung bis 2022 stehen Unternehmen vor der Herausforderung, auf moderne Alternativen umzusteigen. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über ISDN-Telefonanlagen, die ISDN-Abschaltung und den Umstieg auf All-IP-Lösungen.
Gerade bei der Anschaffung neuer Telefonanlagen fragen sich Unternehmen oft, ob sie auf eine analoge oder eine ISDN-Telefonanlage setzen sollen. Telefonanlagen gehören besonders in Unternehmen zum Alltag und zur grundlegenden Technik für das tägliche Geschäft. Die Telefonanlage kann firmenintern zwischen Endgeräten vermitteln, aber auch mit dem öffentlichen Telefonnetz verbinden.
Die Telefonie hat sich rasant entwickelt. Die analoge Telefonie bildet den Ursprung der Telefonie in Deutschland. Im Gegensatz zur ISDN-Telefonanlage bietet eine analoge Telefonanlage die Möglichkeit, über ein oder zwei Teilnehmeranschlussleitungen bzw. Amtsleitungen zu telefonieren. Pro Amtsleitung können maximal acht Nebenstellen eingerichtet werden, allerdings können dabei keine parallelen Gespräche geführt werden.
Analoge Telefonanlagen sind heute eher selten in Gebrauch, die Begrenzung von Nebenstellen und Parallelgesprächen macht sie besonders für Unternehmen ungeeignet. Die Gesprächsübertragung funktioniert mittels elektrischer Signale - analog bedeutet dabei stufenlos und unterbrechungsfrei. Für einen solchen Anschluss ist eine TAE-Dose erforderlich. Endgeräte und Router können daran angeschlossen werden, jedoch nur indem zwischen diesen Geräten und der Telefondose ein DSL-Splitter eingesteckt wird.
ISDN steht für Integrated Services Digital Network (Integriertes Sprach- und Datennetz). Seit 1997 gibt es in Deutschland flächendeckend ISDN-Anschlüsse. Für die Telefonie kam das einer Revolution gleich. Im Gegensatz zu einfachen Amtsleitungen können bei ISDN zwei Dienste parallel genutzt werden, z.B. Telefonie und Fax. Das macht den Nutzer wesentlich flexibler und erleichtert Arbeitsschritte.
Mit einem ISDN-Anschluss sind nicht mehr alle Geräte unter einer Rufnummer erreichbar - es können bis zu zehn Rufnummern pro Anschluss vergeben werden. Auch was die Funktionen angeht, erhält die ISDN-Telefonanlage einige Upgrades im Vergleich zur herkömmlichen Telefonleitungen. Umleitungen oder die Unterdrückung von Rufnummern werden so erst möglich und machen die ISDN-Telefonanlage vor allem für Unternehmen sehr interessant.
Der Hauptunterschied zur alten, auf einem elektrischen Signalweg basierenden Anlage besteht darin, dass Daten nun digital übertragen werden. Durch diese Übertragungsart wird die Sprachqualität maßgeblich verbessert. Bei ISDN handelt es sich um eine bessere Sprachqualität, da das Signal-Rausch-Verhältnis, das bei analogen Verbindungen auftreten kann, durch die digitale Übertragung vermieden wird.
Das Anschließen einer ISDN-Telefonanlage ist allerdings etwas komplizierter als bei einer früheren Telefonanlage. Wieder sind eine TAE-Dose und ein Splitter erforderlich. An diesen Splitter wird ein Netzabschlussgerät (NTBA) angeschlossen. Erst damit wird die Telefonanlage verbunden, an diese wiederum alle notwendigen Endgeräte wie Fax-Geräte und Telefone.
Bei ISDN unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Anschlussarten: Dem ISDN-Basisanschluss und dem Primärmultiplexanschluss (PMX).
Basisanschlüsse wurden in der Regel Endkunden bereitgestellt und boten zwei Kanäle mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von je 64 kbit/s. So konnte ein Kanal für die Sprachübertragung, der andere Kanal für die Datenübertragung genutzt werden. Dies ermöglichte zwei Gespräche gleichzeitig.
Primärmultiplexanschlüsse fand man dagegen im Unternehmensbereich vor. Hierbei handelte es sich um Anlagenanschlüsse für Telefonanlagen. PMX bot mindestens 16 Kanäle und maximal 30 Kanäle mit Übertragungsraten von je 64 kbit/s.
Die Besonderheit von ISDN ist die Möglichkeit, mehrere Geräte an einem Anschluss zu betreiben und diesen unterschiedliche Rufnummern zuzuweisen (MSN - Multiple Subscriber Number). Bei größeren Anlagen können Durchwahlnummern eingerichtet werden, sodass externe Anrufer direkt bestimmte Abteilungen oder Mitarbeiter erreichen können.
Die Digitalisierung ist noch lange nicht am Ende. Die Umstellung auf ISDN vor ca. 30 Jahren war erst der Anfang, nun folgt schon die Umstellung auf das IP-Netzwerk, auch bekannt als Next Generation Network (NGN). Bereits Ende 2018 wollte die Deutsche Telekom alle ISDN-Anschlüsse abgeschaltet haben. Spätestens 2022 wird es endgültig kein ISDN mehr in Deutschland geben, denn bis dahin werden auch andere Anbieter wie Vodafone diese Anschlüsse abschalten.
„Die ISDN-Technik hat ihr Lebensende erreicht. Das heißt: Es wird keine Ersatzteile und keinen Service mehr dafür geben.“
- Klaus Müller, Telekom, Interview mit Handwerksblatt
Die Telekom setzt auf All-IP wie inzwischen viele andere Telekommunikationsanbieter auch. Für Kunden bedeutet das: Ihr Anbieter wird Sie schriftlich über die Umstellung informieren und einen neuen Vertrag anbieten. Alte Verträge sind hinfällig, da die angebotenen Leistungen, die einen ISDN-Anschluss erfordern, nicht mehr unterstützt werden.
Führen Sie sich vor Augen, dass die Umstellung auf das IP-Netzwerk für Sie nichts Nachteiliges bedeutet, sondern eine Verbesserung darstellt. Im Internet Protocol (IP) basierten Netz werden Daten und Telefonie über dieselbe Leitung übertragen, was viele Vorteile mit sich bringt.
„Die deutsche Wirtschaft braucht den Umstieg auf IP. Dieser universelle Code sorgt für mehr Kapazität, Leistung und Benutzerfreundlichkeit im Netz.“
- Klaus Müller, Telekom, Interview mit Handwerksblatt
Unternehmen, die eine Telefonanlage benötigen, sollten die IP-Umstellung nicht hinauszögern, sondern sich möglichst in naher Zukunft damit beschäftigen, damit der Umstieg reibungslos verläuft. Welche Alternative zur ISDN-Telefonanlage für Ihr Unternehmen die richtige ist, hängt davon ab, ob Sie bereits im Besitz einer stationären Telefonanlage sind oder nicht. Sie haben die Wahl zwischen SIP-Trunking oder einer Cloud-Telefonanlage.
Wenn Sie bereits eine Telefonanlage im Unternehmen haben und diese weiterverwenden möchten, dann eignet sich SIP-Trunking gegebenenfalls für Sie. Voraussetzung ist, dass Ihre Telefonanlage VoIP-fähig ist oder mit entsprechenden Adaptern nachgerüstet wird. VoIP bedeutet „Voice over IP" und bezeichnet die Übertragung von Sprachsignalen über das IP-Netzwerk, möglich gemacht wird der Gesprächsaufbau dabei von SIP-Servern (Session Initiation Protocol). Per SIP-Trunk wird Ihre Telefonanlage an das Internet angeschlossen. Alle Einstellungen tätigen Sie wie gewohnt an Ihrer Telefonanlage.
Durch die Cloud-Telefonanlage wird eine stationäre Telefonanlage überflüssig. Die Voraussetzung ist ein Internetanschluss mit genügend Bandbreite. Dann wählen Sie einen Provider wie fonial aus, beziehen daraufhin alle Dienste über das Internet und bedienen die Telefonanlage über eine Benutzeroberfläche im Web. IP-Endgeräte werden über den Router an das Internet angeschlossen.
Bei einer Cloud-Telefonanlage gibt es eine große Fülle verschiedener Funktionen, die die einer ISDN-Telefonanlage sogar übertreffen können, wie beispielsweise:
Die Telefonanlage aus der Cloud wird in verschiedenen Rechenzentren gehostet, sodass sie ausfallsicher ist. Neben Wartung und Sicherheitsupdates überlassen Sie auch die Erweiterung des Funktionsumfangs Ihrem Anbieter und haben so ein enormes Potenzial, Geld zu sparen: Sie müssen keine Techniker mehr beschäftigen oder anfordern, um Ihre Telefonanlage zu warten oder mit den neuesten Sicherheitsfeatures auszustatten.
Das moderne All-IP-Netz ermöglicht im Vergleich zu ISDN-Netzen deutlich höhere Datenübertragungsraten. DSL ist ca. 250 mal schneller als ISDN und erreicht eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 16.000 kbit/s. Im Vergleich dazu liefert ISDN maximal 128 kbit/s, wenn beide Kanäle gebündelt werden.
Die analoge sowie die ISDN-Technik stehen kurz vor dem Aus. Und das aus gutem Grund: Die Umstellung auf All-IP und die Verlagerung der Telefonie in die Cloud ist zukunftsfähig und bietet unzählige weitere Vorteile. Auf dem Weg zu effizienter Arbeit kann eine Cloud-Telefonanlage unterstützend wirken. Wer eine stationäre Telefonanlage besitzt, kann diese mittels Adaptern und Zwischenlösungen weiternutzen. Früher oder später sollte aber über eine Cloud-Lösung nachgedacht werden, um von allen Vorzügen zu profitieren.
Die IP-Telefonie ermöglicht es, Internet und Telefon über dieselbe Leitung zu nutzen, wodurch Sie während des Telefonierens gleichzeitig im Internet surfen können. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber den früheren ISDN- und analogen Anschlüssen, bei denen Sprachkommunikation in einem Netz und Datenübertragung in einem anderen erfolgte. Bei der IP-Telefonie werden alle Daten IP-basiert versendet und empfangen.
Besonders im Unternehmensbereich bietet der Umstieg von ISDN auf All-IP durch die Einbindung von beispielsweise fonial zahlreiche Vorteile. Die Verbindung von Telefonie und Internet in einem gemeinsamen Datennetz erhöht die Effizienz und vereinfacht die Administration. Moderne VoIP-Telefonanlagen lassen sich nahtlos in bestehende IT-Strukturen integrieren und bieten erheblich mehr Flexibilität als traditionelle ISDN-Systeme.
Technisch können Sie Ihre ISDN-Telefonanlage noch nutzen, allerdings werden ISDN-Anschlüsse nicht mehr angeboten und bestehende ISDN-Anschlüsse schrittweise abgeschaltet. Mit einem SIP-Gateway können Sie Ihre ISDN-Anlage auch an einem IP-Anschluss betreiben, was eine Übergangslösung darstellen kann.
Die Kosten für die Umstellung variieren stark je nach Unternehmensgröße und vorhandener Infrastruktur. Sie setzen sich zusammen aus: Einrichtungsgebühren, neue Hardware (falls erforderlich), Schulungskosten und laufende Gebühren. Langfristig sind VoIP-Lösungen in der Regel kostengünstiger als ISDN-Anlagen.
Mit einer guten Internetverbindung und entsprechender Priorisierung (QoS) erreichen moderne VoIP-Lösungen eine ähnliche Zuverlässigkeit wie ISDN. Kritisch ist die Abhängigkeit vom Stromnetz und der Internetverbindung, was durch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) und redundante Internetzugänge kompensiert werden kann.
Ihre bestehenden Rufnummern können beim Wechsel zu VoIP durch Rufnummernportierung mitgenommen werden. Dieser Prozess wird vom neuen Anbieter koordiniert und dauert in der Regel zwischen 1-4 Wochen.
Herkömmliche Faxgeräte können Probleme mit VoIP haben, da das Faxprotokoll nicht für die paketvermittelte Übertragung optimiert ist. Lösungen sind: Spezielle Fax-over-IP-Adapter, virtuelle Faxdienste oder Fax-Server. Alternativ können Sie auf digitale Dokumentenübermittlung umsteigen.
Die Dauer der Umstellung hängt von der Komplexität Ihrer bestehenden Telefonanlage ab. Bei kleinen Unternehmen kann die Umstellung innerhalb weniger Tage abgeschlossen sein. Bei größeren Unternehmen mit vielen Standorten oder speziellen Anforderungen kann der Prozess mehrere Wochen oder Monate in Anspruch nehmen.
Nach der Umstellung von ISDN auf All-IP stehen Ihnen verschiedene Tarife zur Verfügung, die oft günstiger sind als Ihre bisherigen ISDN-Tarife. Besonders für internationale Gespräche bieten IP-basierte Lösungen deutlich attraktivere Konditionen. Anbieter wie fonial bieten spezielle Business-Tarife ohne Mindestvertragslaufzeit an, die sich flexibel an den Bedarf Ihres Unternehmens anpassen lassen.
Die ISDN-Abschaltung ab 2022 markiert das Ende einer Ära in der Telekommunikation, bietet aber gleichzeitig die Chance, auf modernere und effizientere Technologien umzusteigen. ISDN, welches einst die Sprachkommunikation revolutionierte, wird nun durch All-IP-basierte Lösungen abgelöst, die mehr Flexibilität, geringere Kosten und eine bessere Integration in moderne IT-Landschaften ermöglichen.
Für Unternehmen ist es wichtig, rechtzeitig zu handeln und den Umstieg von ISDN auf All-IP zu planen. Ob Sie sich für ein SIP-Trunking mit bestehender Telefonanlage oder eine komplette Cloud-Lösung entscheiden – die digitale Transformation bietet mehr Chancen als Risiken. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Kommunikationssysteme zukunftssicher zu gestalten und von den zahlreichen Vorteilen der IP-Telefonie zu profitieren.