ISDN-Telefonanlage oder analoge Telefonanlage?

Gerade bei der Anschaffung neuer Telefonanlagen fragen sich Unternehmen oft, ob sie auf eine analoge oder eine ISDN-Telefonanlage setzen sollen. Telefonanlagen gehören besonders in Unternehmen zum Alltag und zur grundlegenden Technik für das tägliche Geschäft. Sie sind dazu da die Mitarbeiter über einen Telefonanschluss anzubinden und auch Funktionen, wie z.B. das Faxen zu ermöglichen. Die Telefonanlage kann firmenintern zwischen Endgeräten vermitteln, aber auch mit dem öffentlichen Telefonnetz verbinden. Es gibt verschiedene Arten von Telefonanlagen, jede davon hat Vor- und Nachteile und eignet sich somit für verschiedene Zielgruppen. 

Was ist eine analoge Telefonanlage?

Die Telefonie hat sich rasant entwickelt. Die analoge Telefonie bildet den Ursprung der Telefonie in Deutschland. Im Gegensatz zur ISDN-Telefonanlage bietet eine analoge Telefonanlage die Möglichkeit über ein oder zwei Teilnehmeranschlussleitungen bzw. Amtsleitungen zu telefonieren. Als Amtsleitung bezeichnet man die Verbindung zwischen dem eigenen Telefonanschluss und der Vermittlungsstelle des Betreibers. Pro Amtsleitung können maximal acht Nebenstellen eingerichtet werden, allerdings können keine Parallelgespräche geführt werden. Außerdem sind alle angeschlossenen Telefone über eine einzige Rufnummer erreichbar. Eine Nachrüstung durch DSL kann Parallelgespräche möglich machen, vorausgesetzt man hat die Möglichkeit, für jedes Gerät einen eigenen Anschluss bereitzustellen.

Analoge Telefonanlage Schema

Analoge Telefonanlagen sind heute eher selten in Gebrauch, die Begrenzung von Nebenstellen und Parallelgesprächen macht sie besonders für Unternehmen eher ungeeignet. Für Privatpersonen, die mehrere Telefone in Gebrauch haben, kann eine analoge Telefonanlage jedoch Sinn machen. Ebenso für sehr kleine Büros, oder Büros, die in den eigenen vier Wänden stationiert sind.

Wie funktioniert eine analoge Telefonanlage?

Die Gesprächsübertragung funktioniert mittels analoger Signale, analog bedeutet stufenlos und unterbrechungsfrei, das heißt, dass die Signale stetig und ohne Pause gesendet werden. Für einen analogen Anschluss ist eine TAE-Dose erforderlich. Endgeräte und Router können daran angeschlossen werden, jedoch nur indem zwischen diesen Geräten und der Telefondose ein Splitter eingesteckt wird. Dieser trennt Telefon- und DSL-Leitung voneinander.

Was ist eine ISDN-Telefonanlage?

ISDN steht für Integriertes Sprach- und Datennetz. Seit 1997 gibt es in Deutschland flächendeckend ISDN-Anschlüsse. Für die Telefonie kam das einer Revolution gleich. Im Gegensatz zu analogen Anschlüssen, können zwei Dienste parallel genutzt werden, z.B. Telefonie und Fax. Das macht den Nutzer wesentlich flexibler und erleichtert Arbeitsschritte. Außerdem sind nicht mehr alle Geräte unter einer Rufnummer erreichbar, es sind bis zu 10 Rufnummern pro Anschluss möglich. Auch was die Funktionen angeht erhält die ISDN-Telefonanlage einige Upgrades im Gegensatz zur analogen. Umleitungen oder die Unterdrückung von Rufnummern werden so erst möglich und machen die ISDN-Telefonanlage vor allem für Unternehmen sehr interessant.

Wie funktioniert eine ISDN-Telefonanlage?

Der Hauptunterschied zur analogen Anlage besteht darin, dass Daten nun digital übertragen werden.  Durch diese Übertragungsart wird die Sprachqualität maßgeblich verbessert. Bei der Telefonie über einen analogen Anschluss verschlechtert sich die Sprachqualität je weiter das Ziel der Übertragung entfernt liegt, man spricht vom Signal-Rausch-Verhältnis, weil in der Leitung ein Rauschen entstehen kann. Dieses Problem wird durch ISDN behoben.

ISDN-Telefonanlage Schema

Das Anschließen einer ISDN-Telefonanlage ist allerdings etwas komplizierter als bei einer analogen Telefonanlage. Wieder sind eine TAE-Dose und ein Splitter erforderlich. An diesen Splitter wird ein Netzabschlussgerät (NTBA) angeschlossen. Erst damit wird die Telefonanlage verbunden, an diese wiederum alle notwendigen Endgeräte, z.B. Fax-Geräte und Telefone. Sogar analoge Telefone funktionieren über eine ISDN-Telefonanlage. Einstelllungen werden über die Telefonanlage selbst getätigt. Ein Router wird ebenfalls wieder mit dem Splitter verbunden.

Arten von ISDN-Anschlüssen: Basis- und Primärmultiplexanschluss

Bei ISDN unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Anschlussarten: Dem Basisanschluss und dem Primärmultiplexanschluss (PMX). Basisanschlüsse wurden in der Regel Endkunden bereitgestellt und boten 2 Kanäle mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von je 64 kbit/s. So konnte ein Kanal für die Sprachübertragung, der andere Kanal für die Datenübertragung genutzt werden. 

Primärmultiplexanschlüsse fand man dagegen im Unternehmensbereich vor. Hierbei handelte es sich um Anlagenanschlüsse für Telefonanlagen. PMX bot mindestens 16 Kanäle und maximal 30 Kanäle mit Übertragungsraten von je 64 kbit/s. 

ISDN-Abschaltung

Die Digitalisierung ist noch lange nicht am Ende. Die Umstellung auf ISDN vor ca. 30 Jahren ist erst der Anfang, nun folgt schon die Umstellung auf das IP-Netzwerk. Bereits Ende 2018 will die Deutsche Telekom alle ISDN-Anschlüsse abgeschaltet haben. Spätestens 2022 wird es endgültig kein ISDN mehr in Deutschland geben, denn bis dahin werden auch andere Anbieter diese Anschlüsse abschalten.

„Die ISDN-Technik hat ihr Lebensende erreicht. Das heißt: Es wird keine Ersatzteile und keinen Service mehr dafür geben.“
- Klaus Müller, Telekom, Interview mit Handwerksblatt

Die Telekom setzt auf All-IP und hält die Rolle des Vorreiters inne. Für Kunden bedeutet das folgendes: Ihr Anbieter wird Sie schriftlich über die Umstellung informieren und einen neuen Vertrag anbieten. Alte Verträge sind hinfällig, da die angebotenen Leistungen, die einen ISDN-Anschluss erfordern, nicht mehr unterstützt werden. Sie können auf das neue Angebot eingehen, wenn Sie das nicht tun wird Ihr Vertrag früher oder später vom Anbieter gekündigt. Sie haben auch die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln. Dabei sollten Sie beachten, dass auch andere Anbieter ISDN auf Dauer nicht mehr unterstützen und viele Neuverträge bereits seit einigen Jahren auf IP-Basis abgeschlossen werden. Die Umstellung auf das IP-Netzwerk ist unausweichlich, es ist empfehlenswert sich bald mit den angebotenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Führen Sie sich vor Augen, dass die IP-Umstellung für Sie nichts Nachteiliges bedeutet, sondern eine Verbesserung darstellt.

Welche Möglichkeiten gibt es nach der Abschaltung von ISDN?

Unternehmen, die eine Telefonanlage benötigen, sollten die IP-Umstellung nicht hinauszögern, sondern sich möglichst in naher Zukunft damit beschäftigen, damit der Umstieg reibungslos verläuft. Trotz der Vorteile und der einfachen Bedienung, müssen einige Mitarbeiter den richtigen Umgang mit der Neuerung erst erlernen, in großen Unternehmen dauert der Umstieg in der Regel sowieso etwas länger.

„Die deutsche Wirtschaft braucht den Umstieg auf IP. Dieser universelle Code sorgt für mehr Kapazität, Leistung und Benutzerfreundlichkeit im Netz.“
- Klaus Müller, Telekom, Interview mit Handwerksblatt

Welche Alternative zur ISDN-Telefonanlage für Ihr Unternehmen die richtige ist, hängt davon ab, ob Sie bereits im Besitz einer stationären Telefonanlage sind, oder nicht. Sie haben die Wahl zwischen SIP-Trunking oder einer Cloud-Telefonanlage.

SIP-Trunking

Wenn Sie bereits eine Telefonanlage im Unternehmen haben und diese weiterverwenden möchten, dann eignet sich SIP-Trunking gegebenenfalls für Sie. Voraussetzung ist, dass Ihre Telefonanlage VoIP-fähig ist, oder mit entsprechenden Adaptern nachgerüstet wird. VoIP bedeutet „Voice over IP“ und bezeichnet die Übertragung von Sprachsignalen über das IP-Netzwerk, möglich gemacht wird der Gesprächsaufbau dabei von SIP-Servern (Session Initiation Protocol). Per SIP-Trunk wird Ihre Telefonanlage an das Internet angeschlossen. Alle Einstellungen tätigen Sie wie gewohnt an Ihrer Telefonanlage.

Cloud-Telefonanlage

Durch die Cloud-Telefonanlage wird eine stationäre Telefonanlage überflüssig. Die Voraussetzung ist ein Internetanschluss mit genügend Bandbreite. Dann wählen Sie einen Provider aus, beziehen daraufhin alle Dienste über das Internet und bedienen die Telefonanlage über eine Benutzeroberfläche im Web. IP-Endgeräte werden über den Router an das Internet angeschlossen.

Bei einer Cloud-Telefonanlage gibt es eine große Fülle verschiedener Funktionen, die die einer ISDN-Telefonanlage sogar übertreffen können: z.B. sind dies

  • Besetztlampenfelder,
  • Faxen per App,
  • individuelle Wartemusik,
  • Interactive Voice Response uvm.

Die Telefonanlage aus der Cloud wird in verschiedenen Rechenzentren gehostet, so dass sie ausfallsicher ist. Neben Wartung und Sicherheitsupdates überlassen Sie auch die Erweiterung des Funktionsumfangs Ihrem Anbieter und haben so ein enormes Sparpotenzial: Sie müssen keine Techniker mehr beschäftigen oder anfordern, um Ihre Telefonanlage zu warten oder mit den neuesten Sicherheitsfeatures auszustatten. Das passiert nun im Rechenzentrum.

Um Rufnummer dazu- oder abzuschalten, Weiterleitungen oder andere Funktionen umzustellen oder neue Fax-Nummern, Telefone, Mitarbeiter oder Geräte hinzuzufügen, benötigen Sie keinen Techniker mehr. Das können Sie mit einer Cloud-Telefonanlage einfach und schnell selbst erledigen.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Telefonanlagen

Vorteile: analoge Telefonanlage

  • Unkompliziertes Anschließen
  • Relativ günstig in der Anschaffung

Nachteile: analoge Telefonanlage

  • Keine Parallelgespräche möglich
  • Geringer Funktionsumfang
  • Instabile Sprachqualität je nach Stärke der Einflussfaktoren

Vorteile: ISDN-Telefonanlage

  • Größerer Funktionsumfang als bei einer analogen TK-Anlage
  • Mehr Sprachkanäle als bei einer analogen Telefonanlage
  • Größere Anzahl Rufnummern möglich

Nachteile: ISDN-Telefonanlage

  • Teuer in der Anschaffung
  • Hohe Wartungskosten
  • Notwendigkeit eines Telefonanlagen-Technikers
  • ISDN-Anschlüsse werden bis 2022 komplett abgestellt

Vorteile: Cloud-Telefonanlage

  • Niedrige Kosten: Bis zu 50% Ersparnis im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage, durch den Wegfall von Anschaffungs- und Wartungskosten sowie des pay-per-use-Modells (Sie zahlen nur die Rufnummern, die Sie aktivieren).
  • Standortunabhängigkeit: Verschiedene Standorte, Home Office, Dienstreisen, Einbinden von Smartphones und vieles mehr wird möglich und erfordert lediglich einen Internetanschluss am vorgesehenen Nutzungsstandort.
  • Sicherheit: Wenn die Server Ihrer Cloud-Telefonanlage in Deutschland liegen und mehrfach georedundant gehostet werden (wie bei fonial), dann ist sie ausfallsicher und unterliegt dem strengen Datenschutzgesetz Deutschlands. Außerdem werden diese in den Hochsicherheitsrechenzentren stets vor Zugriffen Dritter, Umwelteinflüssen, Stromausfällen und anderen Negativfaktoren geschützt.
  • Skalierbarkeit: Die Anlage wächst mit der Anzahl Ihrer Mitarbeiter, Nummern können jederzeit hinzugebucht, aktiviert und deaktiviert werden.
  • Hoher Funktionsumfang: Die Cloud-Telefonanlage von fonial bietet z.B. über 100 Funktionen, mit denen Sie den Arbeitsalltag produktiver gestalten können.
  • Keine Vertragslaufzeiten: Meistens können Optionen zum Ende des Folgemonats gekündigt werden.
  • Auf dem neusten Stand der Technik: Regelmäßige Funktions- und Sicherheitsupdates im Rechenzentrum, regelmäßige Wartung

Nachteile: Cloud-Telefonanlage

  • Vorhandensein einer ausreichenden Internet-Bandbreite: pro Telefonat ca. 100 kBit/s im Up- und Download.
  • Bei einem Stromausfall funktioniert die Telefonie nicht, wenn auch die Internetverbindung lahmgelegt wird. Für diesen Punkt gibt es jedoch verschiedene Lösungen für VoIP bei einem Stromausfall.

Ausblick und Empfehlungen

Die analoge sowie die ISDN-Technik stehen kurz vor dem Aus. Und das aus gutem Grund: Die Umstellung auf All-IP und die Verlagerung der Telefonie in die Cloud ist zukunftsfähig und bietet unzählige Vorteile. Auf dem Weg zu effizienter Arbeit kann eine Cloud-Telefonanlage unterstützend wirken. Wer eine stationäre Telefonanlage besitzt, kann diese mittels Adaptern und Zwischenlösungen weiternutzen. Früher oder später sollte aber über eine Cloud-Lösung nachgedacht werden, um von allen Vorzügen zu profitieren.